Schwäbische Weisheit

Der alte Herr kam schwer atmend und langsam in der Notfallpraxis auf mich zu.Die Sauerstoffstöpsel steckten in der Nase, die Sauerstoffflasche stand im Rollator. Der typische Patient mit einer chronischen Lungenerkrankung.

Ich ging ihm zwei Schritte entgegen: „Oh, Sie kriegen aber schlecht Luft! Kommen Sie deshalb?“

„Nein, Doktor, das hab ich schon zehn Jahre! Des isch harmlos!“, begrüßte er mich mit einem verschmitzten Lächeln.

„Warum kommen Sie dann?“

„Wisset se, Doktor, ich han da was am Fuß! Des muss i ihne zaiga!“

„Dann lassen Sie mal sehen!“

Der Patient zog das Hosenbein hoch und deutete auf seine Wade: „Doktor, was isch des?“

Nach einer kurzen Inspektion des Unterschenkels, der ja zum schwäbischen „Fuß“ gehört, sagte ich: „Das ist ein mini-kleiner Insektenstich.“

„Doktor, was macha mer da?“, fragte er interessiert.

„Jetzt gibt´s zwei Möglichkeiten. Entweder wir machen gar nichts, dann heilt´s auch so. Oder ich mach eine Salbe mit Pflaster drauf. Was möchten Sie?“

Der Patient sofort mit einem Lächeln: „Doktor, dann machet se a Pfläschderle mit ama Sälble drauf. Mer kann net gnuag hoim brenga!“

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