Hitler bekämpfte und verjagte die Juden, um einen reinen Staat aufzubauen. Der israelische Staat und besonders die Zionisten bekämpfen und verjagen die Palästinenser, um einen reinen Staat aufzubauen. Nur die Zahl der Ermordeten und die Unterstützung Israels durch die USA und Deutschland und die Beschwichtigungsversuche der Weltgemeinschaft machen den Unterschied. Das Prinzip des Völkermords bleibt gleich.
In Israel ist es gesetzlich verboten, öffentlich auf die Verfolgung der Palästinenser vor der Staatsgründung hinzuweisen und diese zu kritisieren! Der 15. Mai 1948, der Tag der Staatsgründung Israels, wird von den Palästinensern als an-Nakba, die Katastrophe, bezeichnet. Man darf auch nicht erwähnen, dass die israelische Staatsfläche seit der Gründung durch Landraub auf das Fünffache erweitert wurde. Die immer wieder neue Besiedlung palästinensischen Gebiets durch Israelis wird regelmäßig in den Medien dargestellt und von den Schutzmächten kritisiert und geduldet.
Das folgende Zitat hat die Vertreibung der Palästinenser damals untermauert, und es wirkt immer noch. Es stammt von Vladimir Jabotinsky, dem Begründer der zionistischen Rechten, 1923(!): „Zyonistische Kolonisierung …. muss entweder beendet oder gegen den Willen der eingeborenen Bevölkerung durchgeführt werden. Diese Kolonisierung kann also nur weitergeführt und entwickelt werden unter dem Schutz einer Macht, die von der lokalen Bevölkerung unabhängig ist – hinter einer eisernen Mauer, die die eingeborene Bevölkerung nicht durchbrechen kann.”
Die Gräueltaten des israelischen Militärs zur Ausdehnung des Landes sind dokumentiert, ebenso wie die einkalkulierten und erfolglosen Proteste der Weltgemeinschaft.
Bezeichnend für die israelische Haltung ist zum Beispiel der Satz der Außenministerin Livni während des Gaza-Kriegs 2008/2009: „Nur Israel entscheidet, wann der Krieg endet, nicht die Staatengemeinschaft.“
Und ich bin dankbar, wenn ich sehe, dass Ausnahmemusiker wie Daniel Barenboim[1] Lösungen für den israelisch-palästinensischen Konflikt aufzeigen, indem er seit Jahren für einen Frieden zwischen den Israelis und den Palästinensern eintritt und mit weltweitem Erfolg das von ihm 1999 gegründete West-Eastern Divan Orchestra leitet, das aus israelischen und palästinensischen Musikern besteht, die friedlich und höchst erfolgreich miteinander musizieren.
Am 10. Mai 2004 wurde Daniel Barenboim in der Knesset, dem israelischen Parlament, der Wolf-Preis für freundschaftliche Beziehungen unter den Völkern verliehen. In seiner Dankesrede zitierte Barenboim aus der israelischen Verfassung u.a. folgende Passage: „Der Staat Israel … wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht soziale und politische Gleichberechtigung verbürgen.“
Anschließend sagte er: „In tiefer Sorge frage ich heute, ob die Besetzung und Kontrolle eines anderen Volkes mit Israels Unabhängigkeitserklärung in Einklang gebracht werden kann. Wie steht es um die Unabhängigkeit eines Volkes, wenn der Preis dafür ein Schlag gegen die fundamentalen Rechte eines anderen Volkes ist? …“
[1] Geb. 1942 in Buenos Aires, Pianist und Dirigent, früherer Chefdirgent des Orchestre de Paris und des Chicago Symphony Orchestras (1991-2006), seit 1999 Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Oper unter den Linden Berlin. Inhaber zahlreicher nationaler und internationaler Preise für seine Friedensarbeit und musikalische Leistung weltweit, u.a. mehrere Ehrendoktorwürden, den Premium Imperial („Musiknobelpreis“ des japanischen Kaisers), die palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft (1999) und das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der BRD (2013), 6 GRAMMYs für Musikproduktionen. Seine lesenswerte Autobiografie: Die Musik – mein Leben, Ullstein.
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