Warum empfinden wir Menschen als schwierig oder anspruchsvoll?

 „Wenn du einen Würdigen siehst, trachte ihm nachzueifern.
Wenn du einen Unwürdigen siehst, prüfe dich in deinem Inneren.“

Konfuzius

„Alles was Du sagst, spricht von dir. Besonders wenn du über andere redest.“

Paul Valery

„Wenn wir überrascht sind, stehen wir vor der Wirklichkeit.“

Paul Valery

„Feindbilder sind Negative von uns selbst.“

Gerhard Uhlenbruck

Ich fragte eine Psychotherapeutin:
Wie gehen Sie mit einem Patienten um,
der Ihnen auf den ersten Blick unsympathisch ist?“

Sie antwortete:
“Ich bin fest überzeugt davon, dass in jedem Mensch ein Diamant steckt, auch wenn er noch so verschmutzt daherkommt. Und ich suche während des Gesprächs den Diamanten.
Bis jetzt habe ich ihn immer gefunden. Dann habe ich kein Problem mehr.“

 

Warum empfinden wir Menschen als schwierig und anspruchsvoll? 

Der folgende Text bezieht sich nicht nur auf den Umgang mit Patienten oder Angehörigen, sondern auf den Umgang mit allen Menschen, die wir als schwierig empfinden. Wir sollten uns immer überlegen, wie wir selbst als unser Gegenüber reagieren würden, wenn wir in der Rolle des Patienten, Angehörigen oder Kollegen sind. Werden wir von den anderen Menschen auch als schwierig empfunden?

Wir können Eigenschaften und Gefühle an anderen Menschen nur erkennen, weil wir in uns ein entsprechendes Gefühl tragen, das im Kontakt mit den anderen Menschen Resonanz entwickelt. In der Physik wird eine Welle verstärkt, wenn sie auf eine andere Welle stößt. Nur wenn die zweite Welle genau phasenversetzt verläuft, löschen sich die Wellen wechselseitig aus. In jedem Fall beeinflussen sie einander.

Auch Schauspieler können ihre Rollen nur spielen, weil sie wissen, dass alle Eigenschaften in ihnen vorhanden sind. Und sie sind bereit, auch ihre unangenehmen Seiten vor der Kamera oder auf der Bühne voll auszuleben.

Die schwierigen Menschen zeigen uns wie in einem Spiegel, welche Eigenschaften bei uns selbst vorliegen. Wir können die vermeintlich fremde Eigenschaft nur erkennen, weil sie auch in uns existiert. Wenn wir sie als negativ empfinden, können wir den Umgang mit diesen Menschen als diagnostische Möglichkeit für uns selbst ansehen. Und niemand ist immer schwierig oder unerträglich, niemand ist immer einfach. Aber bei schwierigen Menschen hat sich dieses Verhaltensmuster verfestigt, weil es sich für diese Menschen bewährt hat. Wir (auch die Schwierigen) lernen im Umgang mit anderen Menschen nichts dazu, solange wir unser Verhalten nicht hinterfragen.

 Diesen Artikel habe ich in dem Buch Ich verstehe Sie! Verständigung in Praxis, Klinik und Pflege veröffentlicht.

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