Was charakterisiert schwierige Menschen?

 

  • Sie reagieren anders, als wir es erwarten.
  • Sie fordern von uns mehr Zeit, Aufmerksamkeit, Fachwissen und soziale Kompetenz als bei der Routinearbeit.
  • Sie konfrontieren uns mit Situationen, mit denen wir uns ungern konfrontieren.
  • Sie stören den Routineablauf.
  • Sie konfrontieren uns mit Ansprüchen, die wir oft für ungerechtfertigt halten.

Wir müssen uns dabei unangenehme Fragen stellen:

Welche Ansprüche haben wir? Wovon leiten wir die Rechte für diese Ansprüche ab? Warum haben wir mehr oder weniger Ansprüche?

Da diese Fragen oft sehr unangenehm sind, weil sie uns auf persönliche Konflikte des Selbstwertgefühls führen, neigen manche Menschen zur Ablehnung des schwierigen Patienten als Zeichen einer Projektion der eigenen Konflikte auf den Patienten.

  • Die schwierigen und anspruchsvollen Menschen konfrontieren uns mit der Frage nach Normen, Rechten und sozialen Schranken.

Woher nehmen wir unsere Normen, Rechte und unser soziales Selbstverständnis?

Inwieweit wollen / dürfen wir diese Maßstäbe auf die Patienten übertragen?

  • Sie konfrontieren uns mit dem Anspruch auf Hilfe.

Woher wissen wir, was ihnen hilft? Gibt uns ein Medizinstudium oder eine andere Ausbildung das Recht zu behaupten, wir würden den Weg kennen, den der Patient zu gehen hat?

  • Sie konfrontieren uns mit Lebenslagen, die uns selbst schwierig erscheinen.

Was sagt das über unsere eigene Lebenserfahrung und Lebenstüchtigkeit aus?

Wie können wir dann verständnisvoll und situationsgerecht beraten und helfen?

Wie vermeiden wir es, unsere eigenen Konflikte auf den Patienten zu übertragen?

  • Sie konfrontieren uns mit Situationen und Dingen, die wir ablehnen.

Warum lehnen wir sie ab? Wahrscheinlich, weil wir sie nicht kennen oder sie uns verunsichern und Angst einflößen. Es könnte sein, dass sie unser Weltbild in Frage stellen, und zu seinem Schutz bauen wir eine Ablehnung auf. Vielleicht erinnern sie uns an Unangenehmes. Oder sie fordern uns zu einer Stellungnahme heraus, die wir lieber vermeiden möchten.

  • Sie konfrontieren uns mit Gefühlen, die wir verdrängen oder heimlich hegen.

Angst, Lust, Gier, Panik, Unsicherheit, Neid, Trauer, Sehnsucht, Freude, Hass, Liebe, Harmonie sind nur einige Beispiele.

Konsequenz:

Wenn wir diese Fragen ehrlich beantworten, haben wir dadurch einen wirksamen Weg, uns selbst besser zu erkennen und mit uns selbst reifend umzugehen.

Diesen Artikel habe ich in dem Buch Ich verstehe Sie! Verständigung in Praxis, Klinik und Pflege veröffentlicht.

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