Kennzeichen
Alles muss immer sofort von anderen Menschen erledigt werden, während er sich selbst nicht drängen lässt. Die Frustrationstoleranz ist gering.
Dazu Originalzitate aus meiner Praxis:
„Ich habe zwar keinen Termin, aber mir geht´s schon zwei Tage lang so schlecht! Und im Wartezimmer kriege ich Platzangst. Ich möchte gleich ins Sprechzimmer gehen.“
„Ich muss gleich dran kommen, weil mein Auto im Halteverbot steht.“
„Kann ich gleich dran kommen, weil ich in einer halben Stunde beim Friseur einen Termin habe?“
„Ich habe schon seit zwei Wochen Schmerzen, und jetzt ist es besonders schlimm!“
Der Patient kommt ganz „zufällig“ immer zum Ende der Sprechstunde und möchte „ganz kurz noch einen richtigen Check-up“.
Was machen Sie mit dem chronisch eiligen Patienten?
Wenn der Patient hysterische oder hypochondrische Züge hat, können Sie entsprechend handeln.
Nehmen Sie sich Zeit, in einer günstigen Situation ruhig und sachlich mit dem Patienten über sein Verhalten und den Einfluss auf den Praxis- oder Stationsablauf zu sprechen.
Benützen Sie dabei Ich-Botschaften, um Angriffe zu vermeiden. Dann haben Sie wahrscheinlich eine Chance, sein Verhalten zu verändern, weil der Patient versteht, was sein Verhalten bewirkt. Er wird sich wahrscheinlich nicht ändern, wenn er das nicht verstanden hat und nur sein Verhalten ändern soll, weil Sie es so wollen.
Machen Sie konstruktive Verbesserungsvorschläge, wie Sie gemeinsam Zeiten finden können, die für alle Beteiligten günstig sind.
Appellieren Sie dabei an die partnerschaftliche Gesinnung des Patienten. Lassen Sie ihn Vorschläge machen, und akzeptieren Sie nicht, wenn er sich nur beklagt.
Halten auch Sie Ihre Termine ein. Sonst werden Sie erpressbar.
Wenn Sie chronisch eilige Patienten immer vorrangig behandeln, lernen diese, dass ihre Methode funktioniert. Dann sind Sie und Ihre Mitarbeiterinnen gut formbares Wachs in den Händen des Patienten.
Führen Sie klare und für alle ersichtliche Regeln der Organisation ein, und halten Sie sich dran.
Geben Sie klare Anweisungen an Ihre Mitarbeiterinnen zum Verhalten diesen Patienten gegenüber, und stehen Sie dazu vor den Patienten.
Lassen Sie sich nicht durch Kritik oder Intrigen ausspielen.
Diesen Artikel habe ich in dem Buch Ich verstehe Sie! Verständigung in Praxis, Klinik und Pflege veröffentlicht.