Kennzeichen
Herr und Frau Besonders Wichtig dringen wie distanzlose Menschen in Ihren Bereich ein und begründen ihre Wichtigkeit nach außen mit Rechten, die sie zu haben glauben.
Oft ist der Pseudo-VIP ein hysterischer Mensch, manchmal ein hypochondrischer oder distanzloser. Er hat es nötig, seinen Mitmenschen zu zeigen, dass er besonders wichtig genommen werden will.
Er sucht Nähe im privaten Bereich, um daraus Vorteile für sich zu ziehen. Er ist oft in Clubs anzutreffen und nutzt solche Beziehungen als Begründung für Vorrechte aus, z.B. das vertraute DU.
Diese Menschen schieben oft private Beziehungen zum Arzt vor, die nicht wirklich so bestehen, um bei den Arzthelferinnen bessere Bedienung zu bekommen.
Plumpe Vertraulichkeit ist häufig. Der Pseudo-VIP will die Privattelefonnummer des Arztes oder der Therapeutin haben und nützt sie auch zur Unzeit über Gebühr aus (im wahrsten Sinn des Wortes).
Originalzitate aus meiner Praxis: Die Patienten sagten zur Arzthelferin:
„Ich kenne den Doktor gut. Ich brauche noch heute einen Termin.“
„Ich habe den Dietrich und seine Frau im Urlaub kennen gelernt. Ich will ihn sofort sprechen.“
„Der Doktor ist mein Nachbar. Er muss (!) mir auf dem Heimweg das Rezept in den Kasten werfen.“
Was machen Sie mit dem Pseudo-VIP?
Gehen Sie vor wie beim Distanzlosen. Trennen Sie private und berufliche Bereiche klar, und halten Sie die Grenzen immer ein. Bleiben Sie freundlich und sachlich.
Oder machen Sie durch eine paradoxe Reaktion deutlich, dass die Situation unpassend ist.
Dazu eine Anekdote:
Der berühmte Frauenarzt Prof. Bumm von der Berliner Charité war zu einem Festempfang eingeladen und saß beim Festessen neben einer exaltierten Dame der großen Gesellschaft, die die Nähe des Arztes für eine (natürlich kostenlose) Beratung nützen wollte. Nachdem Sie Ihre Frage leise geäußert hatte, antwortete der Professor mit betonter Höflichkeit und so laut, dass es alle hören konnten: „Gnädige Frau, selbstverständlich beantworte ich Ihre Frage gern. Ziehen Sie sich aus, damit ich Sie sofort untersuchen kann.“
Diesen Artikel habe ich in dem Buch Ich verstehe Sie! Verständigung in Praxis, Klinik und Pflege veröffentlicht.