Beitrag von André Simon und Dietrich Weller zur BDSÄ-Lesung am 16.07.2022 um 17h
Lieber Dietrich,
In der Beilage befindet sich mein Prosagedicht über ein Rotkehlchen betitelt «My Heart»
Es ist ein Reprint aus der Schweizerischen Ärzte Zeitung 2009.
Die aktuellen Geschehnisse und das Feldheer sind beschrieben in »The heart of the evil one« Die Energetische Krise zu überwinden ist beschrieben in «The energy of the heart«
P.S.
Das Rotkehlchen habe ich als zentrale Gestalt genommen, weil nach Christlegenden bei der Christusgeburt in der kalten Höhle das Rotkehlchen mit seinen Flügeln das Feuer ausbreitete und sich daran auf seiner Brust verbrannte.
Selma Lagerlöf erzählt: Auf dem Hügel vor Jerusalem stirbt Jesus einen qualvollen Tod. Gleißende Sonne, eine johlende Menge, die Stacheln der Dornenkrone reißen weitere Wunden. Aus einem Rosenbusch heraus beobachtet ein kleiner hellbrauner Vogel das Geschehen. Die Leiden des Mannes am Kreuz zerreißen ihm das Herz. Also fliegt er zu ihm und löst mit aller Kraft einen Dorn aus der Stirn von Jesus. Dabei fällt ein Blutstropfen auf die Vogelbrust, färbt sie rot. Die Farbe bleibt – und so kommt Herr Rotkehlchen zu seinem Namen.
MY HEART von André Simon
I am a small singing bird. My singing can be heard everywhere from morning to night. I am able to sing short, often varied tunes. The feathers on my breast are bright red. As I did not understand why is that, I decided to ask for an explanation my big friend, who sits the whole day long on the branch of an old oak-tree. «My dear, you who know everything, please explain to me the meaning of the red feathers on my breast. » The owl explained: «Dear Robin, these red colored feathers on your breast are in the front of your heart. It signifies that you are good-hearted. You make everybody happy with your nice tunes. «What do you mean by good-hearted?»
The owl replied:
«The good heart is the shrine of God with unseen dwellers within. In the middle of the shrine there is a green tree with a singing bird sitting on it. As in every shrine, and in the good heart, the entrance door is open to all beings. The good-hearted accept every new arrival. However, only the kind, amiable dwellers remain there in happiness. In the shrine, unseen dwellers live safely in peace. Paradoxically, although the good heart is crowded with amiable dwellers, there is always more space for every new arrival.
The volume of the heart changes permanently and shows great adaptability to all new circumstances. The length of the heart is measured by its art of compassion and tolerance. The thankful heart is the greatest virtue.
The width of the heart is measured by its enormous strength and endurance. Every heart that beats strongly, gives us hopeful impulses.
The height of the heart is measured by its power of mercy and understanding. A loving heart is the truest wisdom.
The depth of the heart is measured by its capacity to forgive and assimilate all. It is full of growing fertile seeds, ready to become attached to someone.
The energy of the heart is measured by its quantity of kindness. This energy warms the soul. If everybody would generate energy through kindness, this would be a sufficient supply to the whole planet. With unlimited energy, mankind would be able to create prosperity on Earth.
The coating of the heart is soft like the plumage of the bird and is covered with delicate tissue, like silk. If the ordinary silk tissue is torn it is reparable.
The heart of the evil one is not a shrine, crowded with happy dwellers and singing birds. It is an empty, small, dark insignificant room, without doors and no space for anybody. Silence reigns, like in an empty grave. So, the lonely evil being tends to enter the crowded shrine of the good-hearted only with the purpose of hurting and tearing the heart’s coating. The tear in the heart’s coating, like an open wound, is irreparable and remains forever. Bitter tears pour out through the tear. God himself collects these tear drops; one after another, in separate bowls, one for every offended being. The tear-filled bowls remain in Heaven for eternity.
Quintessence:
Only the good-hearted people are really happy people. Goodness and happiness are inseparable like Siamese twins.
Mein Herz – Übersetzung von Dietrich Weller
Ich bin ein kleiner Singvogel. Meinen Gesang kann man überall von morgens bis nachts hören. Ich kann kurze, oft variierende Melodien singen. Die Federn auf meiner Brust sind hellrot. Da ich nicht verstanden habe, warum das so ist, beschloss ich, meinen großen Freund zu fragen, der den ganzen Tag lang auf dem Ast einer alten Eiche sitzt.
„Mein Lieber, der du alles weißt, bitte erkläre mir die Bedeutung der roten Federn auf meiner Brust.“
Die Eule erklärte: „Liebes Rotkehlchen, diese roten Federn auf deiner Brust liegen vor deinem Herzen. Das ist ein Zeichen, dass du gutherzig bist. Du machst jeden glücklich mit deinen netten Melodien.“ – „Was meinst du mit gutherzig?“
Die Eule erklärte:
„Das gute Herz ist Gottes heiliger Platz mit ungesehenen Bewohnern darin. In der Mitte dieses Heiligtums steht ein grüner Baum, auf dem ein Singvogel sitzt. Wie in jedem Heiligtum, so ist auch im guten Herz die Eingangstür nach allen Seiten offen. Die Gutherzigen nehmen jeden Neuankömmling an. Aber nur die freundlichen liebenswerten Bewohner bleiben dort im Glück. In dem Heiligtum leben unsichtbare Bewohner sicher in Frieden. Scheinbar widersprüchlich gibt es immer mehr Platz für jeden Neuankömmling, obwohl das gute Herz voll von liebenswerten Bewohnern ist.
Der Inhalt des Herzens ändert sich ständig und zeigt größte Anpassungsfähigkeit an alle neuen Umstände. Die Länge des Herzens wird nach seiner Kunst des Mitgefühls und der Toleranz bemessen. Das dankbare Herz ist die größte Tugend.
Die Breite des Herzens wird nach der enormen Stärke und Ausdauer bemessen. Jedes Herz, das stark schlägt, schenkt uns hoffnungsvolle Anregungen.
Die Höhe des Herzens wird nach der Kraft der Barmherzigkeit und des Verstehens bemessen. Ein liebendes Herz stellt die wahrhaftigste Weisheit dar.
Die Tiefe des Herzens wird nach seiner Fähigkeit bemessen zu vergeben und alles auszugleichen. Es ist voll von wachsenden, fruchtbaren Samen, die bereit sind, sich an jemanden zu heften.
Die Energie des Herzens wird nach seiner Menge an Freundlichkeit bemessen. Diese Energie wärmt die Seele. Wenn jemand Energie durch Freundlichkeit erschaffen würde, wäre das genügend Versorgung für den ganzen Planeten. Mit unbegrenzter Energie wäre die Menschheit fähig, Wohlstand auf der Erde zu erschaffen.
Die Ummantelung des Herzens ist weich wie das Gefieder des Vogels und ist bedeckt von zartem Gewebe wie Seide. Wenn das normale Seidengewebe zerrissen wird, ist es wieder herstellbar.
Das Herz des Bösen ist kein Heiligtum, das von glücklichen Bewohnern und singenden Vögeln erfüllt wird. Es ist ein leerer, kleiner, dunkler, unbedeutender Raum ohne Türen und ohne Platz für irgendjemanden. Die Stille regiert wie in einem leeren Grab. Deshalb neigt das einsame böse Wesen dazu, in das volle Heiligtum der Gutherzigen mit der Absicht einzudringen, die Herzummantelung zu verletzen und zu zerreißen. Der Riss in der Herzummantelung ist wie eine offene Wunde nicht wiederherstellbar und bleibt für immer bestehen. Bittere Tränen fließen durch den Riss nach außen. Gott selbst sammelt diese Tränen – eine nach der anderen – in getrennten Schalen, eine für jedes verletzte Wesen. Die mit Tränen gefüllten Schalen bleiben für ewig im Himmel.
Quintessenz:
Nur die gutherzigen Menschen sind glückliche Menschen. Güte und Glück insd untrennbar wie siamesische Zwillinge.
Quintessenz: Nur die gutherzigen Menschen sind wirklich glückliche Menschen. Güte und Glück sind untrennbar wir siamesische Zwillinge.“