Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.
E.T.A. Hoffmann (1776-1822), deutscher Schriftsteller
Die Welt ist eine optimistische Schöpfung. Beweis: Alle Vögel singen in Dur.
Jean Giono (1815-1898), französischer Schriftsteller
Nichts geht mehr, nur Bach hören, das geht noch.
Pfarrer Hirsch vor einem Bach-Konzert der Yehudi-Menuhin-Festwochen in Gstaad
am 21.8.1968 am Abend der sowjetischen Invasion in der Tschechoslowakei
Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit.
Henry Wadsworth Longfellow (1807-1882), amerikanischer Schriftsteller
Gott ist der höchste Musiker. Ich bin nur ein Instrument, auf dem er spielt.
John McLaughlin
23.1 Wie können wir Musik einsetzen?
Nicht nur, weil ich ein großer Musikliebhaber bin und mir ein Leben und Sterben ohne Musik gar nicht vorstellen kann, schreibe ich dieses Kapitel. Ich denke, Klänge sind ein enorm wichtiger Bestandteil unseres Universums und täglichen Lebens und die Musik ist unverzichtbare Kultur. Unsere Kulturgeschichte und die anderer Völker haben in diesem Punkt eine wegweisende Übereinstimmung.
Wer die Werke von Joachim Ernst Behrendt55 kennt, hat spätestens dort erfahren und gelernt, welch elementare Kraft der Klang hat und wie sehr wir davon beeinflusst werden, ob wir wollen oder nicht. Behrendt hat in seinem Buch „Hinübergehen“ sehr tiefe Gedan-ken über Sterben und Musik niedergelegt und diese mit den letzten Werken von bedeutenden Musikern verknüpft. Eine zusätzliche CD-Kassette macht die literarisch verarbeiteten Stücke hörbar und fühlbar.
Aber Sie müssen nicht unbedingt lesen, um Musik zu genießen: sie zu hören oder noch besser, sie selbst zu machen, ist mehr an Erlebnis und trägt in jeder Beziehung zu Ihrer Gesundheit bei. Sie sind aktiv und beeinflussen Ihr Immunsystem sehr positiv. Wer Hausmusik liebt und gewohnt ist, sich und anderen damit regelmäßig Freude zu machen, sollte in der Krankheit unbedingt weiter musizieren, solange es möglich ist. Dann haben auch die Mitspieler Gelegenheit, an Ihrer Begeisterung und der Wärme der Freundschaft teilzunehmen. Das schafft eine enge Herzensbindung und bereichernde Erinnerungen an die schweren Stunden und die aktive Bewältigung der belastenden Umstände. Solche gemeinsamen Musikerlebnisse und die daraus erwachsende Freude sind auch für die Gesunden ein Geschenk.
Wenn Sie wegen Ihrer Krankheit nicht mehr spielen können, laden Sie Freunde ein, bei Ihnen zu musizieren. Wenn auch das nicht geht, werden Ihre Musik-freunde sicherlich gerne eine Kassette für Sie bespielen, die Sie in der Klinik oder der Ruhe der häuslichen Umgebung anhören können, wie es für Sie gut ist.
Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre Lieblingsmusik am Bett haben. Die heutigen technischen Möglichkeiten und Kopfhörer im Krankenhaus, wenn Sie einen Bettnachbarn haben, lassen das mit geringem Aufwand zu. Das ist ein sicherer Beitrag zu der Stabilisierung Ihrer Stimmung und Ihres Lebensgefühles.
Solange Sie können, sollten Sie Musik auch als Ansporn zur Bewegung sehen: Von der Musikgymnastik zu Hause bis zum Tanz mit dem Ehepartner bei einem Fest sind den Möglichkeiten meist durch die fortgeschrittene Krankheit nur körperliche Grenzen ge-setzt. Selbst wenn Sie körperlich behindert sind, schaffen Sie es vielleicht noch, im Bett die Hände und Beine nach Musik ein wenig zu bewegen.
Denken Sie bitte immer daran, dass gerade die Musiktherapie inzwischen eine wesentliche Stütze auch bei der Behandlung und Betreuung Schwerkranker geworden ist. Sie wirkt lockernd, depressionslösend, stimmungsaufhellend und aktivierend, wenn sie richtig ausgesucht ist. Genau das brauchen Sie, wenn Sie krank sind.
23.2 Welche Musik ist geeignet?
Musik, die Schwerkranken helfen kann, muss nicht todernst sein! Gerade heitere, besinnliche und etwas unterhaltender wirkende Musik kann durchaus passend und zur jeweiligen Stimmung richtig sein. Lassen Sie sich also bitte durch die folgenden Beispiele nicht davon abhalten, regelmäßig auch die leichte Muse zu genießen!
Ich möchte mit Ihnen eine kleinen Spaziergang durch die Musikliteratur machen, um nur ein paar Werke zu nennen, die Ihnen Freude, Tiefsinn, gute Gefühle und Besinnlichkeit bescheren könnten. Nehmen Sie die Vorschläge als meine sehr persönlichen Gedanken. Jeder von Ihnen hat seine Lieblingsmusik, und das ist gut so. Vielleicht kommen jetzt noch ein paar Stücke dazu, wenn Sie sich auf das Erlebnis einlassen, Werke und Aufnahmen auszuprobieren, die für Sie Neuland sind oder bekanntes aus anderer Sicht vermitteln.
Es gibt eine Fülle von Meditations- und Entspannungsmusik, teilweise mit begleitenden Texten, die Sie in einem guten Musikladen finden. Viele dieser Musik-stücke sind auf langsame Barockmusik eingestellt und folgen der Taktzahl von 60 Schlägen pro Minute, weil man festgestellt hat, dass dieser Herzrhythmus uns am besten beruhigt.
Ich will Sie auf gute Unterhaltungsmusik aufmerksam machen, bevor ich zur ernsten Musik komme. Harry Belafonte besingt in seinem Lied „Try to remember“56 vergangene schöne Zeiten zu zweit, Shirley Bassey bestätigt in „I am what I am“57 sich und dem Rest der Welt, dass sie zu sich steht und keine Entschuldigungen braucht und Ihren Weg entschieden und nach jeder Niederlage stärker gegangen ist. Reinhardt Mey hat einen sehr sensiblen Text über den „Mann am Fenster“ verfasst, den er immer am Fenster gegenüber sah und dessen Stelle er für andere Menschen nach dem Tod dieses Mannes eingenommen hat. Die Gruppe PUR hat eine sehr einfühlsame Musik dazu komponiert.
„My Way“ von Frank Sinatra (in verdeutschter Form von Harald Juhnke zu seinem 60. Geburtstag herausgebracht) ist eine Bilanz des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen im Angesicht des letzten Vorhangs auf der Bühne des Lebens, eine Rückschau und immer wiederkehrende Bestätigung: I did it my way: Ich tat es auf meine Weise. Ganz ähnlich auch Edith Piafs Lebensergebnis: „Je ne regret rien“.58
Die Lieder von Konstantin Wecker „Stirb mir net weg!“ „und „The last song“59 von Elton John sind bewegende Zeugnisse, wie die AIDS-Problematik in der Musik Einzug gehalten hat. Wecker hat sein Lied geschrieben für einen AIDS-kranken Freund und teilt seine Angst und seinen Zorn auf die Gesellschaft mit ihm. Elton John singt das Lied eines AIDS-Kranken, der „gebrechlich wie ein Vogel und so leicht wie der Schatten an der Wand“ von seinem Vater besucht wurde, mit dem er sich entzweit hatte. In dem Lied von „Kathy und Cindy“ erzählt Reinhardt Mey die erschütternde Geschichte zweier junger Mädchen, die drogenkrank sind und ihren Weg suchen. Der Schauspieler Mario Adorf hat die sehr stimmungsvolle und mit guten Texten versehenen CD „Al dente“ gemacht. Darauf singt er nach einer gesprochenen Einleitung über Carusos letztes Liebeslied.
Der österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch hat einen sehr einfühlsamen Text und eine bewegende Musik geschrieben zu seinem Titel „Der große schwarze Vogel“. Hier bittet ein Sterbender, vom Krankenbett weggeholt zu werden und in den Himmel hineinfliegen zu können. Das Lied ist emotional sehr mitreißend und sehr hoffnungsvoll!
Ich bin durchaus der Meinung, dass solche Texte für einen Schwerkranken nicht nur eine Erinnerung an sein eigenes Leben, eine Unterstützung seiner eigenen Problematik und Erkenntnisse sein können, sondern auch eine echte Hilfe, nicht allein zu sein, sich in den Texten und mit der guten Musik geborgen zu fühlen. Gabriel Marcel60 bezeichnete die Musik als „Heimat der Seele“. Sie kann heilen und trösten.
Bei der ernsten, klassischen Musik beginnt für mich ein weiter Bogen bei dem „Stabat mater“61 von Pergolesi, das dieser große Meister in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als letztes Werk mit 26 Jahren kurz vor seinem Tod schrieb. Bachs große H-Moll-Messe mit dem grandiosen „Credo“ und sein letzter Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“, den er seinem Schwiegersohn auf dem Sterbebett diktiert hat, sind nur zwei von seinen unzähligen Geniewerken, die Sie in Ihre Sammlung aufnehmen sollten.
Bei Bach fallen mir auch die großartigen Einspielungen der Klavierwerke durch den Kanadier Glenn Gould ein, allen voran die unter Kennern legendäre Aufnahme der „Goldberg-Variationen“, mit denen Gould 1951 seinen Weltruhm begründet hat. Und seit ich als Schüler die Aufnahme von Bachs Choral „Jesu bleibt meine Freude“ aus der 147. Kantate gehört habe in der Einspielung des begnadeten rumänischen Pianisten Dinu Lipatti, der diesen Choral wenige Wochen vor seinem Leukämie-Tod im Konzert als letztes Stück seines Abschieds gespielt hat, begleitet mich dieses Musikwerk, wohin ich auch gehe.
Wenn Sie Klaviermusik lieben, empfehle ich Ihnen für die wirklich ernsten Stunden Schuberts letzte Sonate in B-Dur, D.980, ein äußerst stimmungsvolles romantisches Klangbild mit wunderschönen Melodien, das so große Meister wie Artur Rubinstein, Claudio Arrau und Vladimir Horowitz in ihren letzten Lebensjahren beglückend schön und tief empfunden eingespielt haben. Chopins Nocturne in Des-Dur op.27, Nr.2 in zwei entrückenden Aufnahmen mit Artur Rubinstein und Dinu Lipatti werden Sie in verzauberte Stimmung versetzen. Beethovens letzte beiden Klaviersonaten op. 110 und op. 11162 sind für mich der Gipfel der Verklärung in der klassischen Phase der Musikge-schichte für dieses Instrument. Wer absolut virtuose und feingliedrige Barockmusik mag, sei an die Sonaten von Domenico Scarlatti verwiesen. Dabei gefallen mir die hervorragenden Cembalo-Aufnahmen von Ralph Kirkpatrick und Wanda Landowska bei weitem nicht so gut wie die Klaviereinspielungen von Vladimir Horowitz, Clara Haskil, Dinu Lipatti und Arturo Benedetti Michelangeli. Sie werden ein brillantes und funkelndes Feuerwerk von herrlicher Musik erleben!
Wenn Sie sehr harmonische und leicht ins Ohr gehende Musik hören wollen, empfehle ich Ihnen die Sinfonien von Mendelssohn-Bartholdy und die frühen Sinfonien und Divertimenti von Mozart und Haydn. Und wenn Sie Heiterkeit auf höchstem komposi-torischen Niveau haben wollen, sollten Sie sich von Mozarts „Musikalischem Spaß“ verzaubern lassen. Hier hat Mozart in einem Werk kurz vor seinem Tod mit ungebrochenem Humor alle üblichen Fehler, die ein Komponist machen kann, alle Regelverstöße und alle verpöhnten Schaueffekte so perfekt eingebaut, dass Sie Ihre helle Freude an diesem meisterhaften und herrlichen Unfug haben werden!
Bei Mozart fällt mir die Wahl schwer angesichts all der überwältigenden Zahl herrlicher Schöpfungen, die er uns geschenkt hat. Versuchen Sie es einmal mit der Sinfonia concertante für Violine und Viola in Es-Dur, dem Klarinettenkonzert63 in A-Dur, dem Konzert für Flöte und Harfe und Orchester in C-Dur. Lassen Sie sich von seinem letzten Werk ergreifen, dem „Requiem“, das er mit 35 Jahren auf dem Totenbett schrieb. Allein das „Lacrimosa“ daraus ist musikgewordene Vollendung. Gönnen Sie sich eine exklusive Aufnahme, zum Beispiel die von Helmuth Rilling mit der Gächinger Kantorei oder dirigiert von Sir Georg Solti die Live-Aufnahme aus dem Stephansdom in Wien, wo das Requiem anlässlich Mozarts 200. Todes-tag als Gottesdienst zelebriert wurde.
Wenn Sie großes Orchester lieben, sollten Sie „Tod und Verklärung“ und „Vier letzte Lieder“ von Richard Strauß, die 5. Sinfonie von Mahler mit dem ergreifenden Adagietto, das die Melodie für den Film „Der Tod in Venedig“ war, Mahlers „Kindertotenlieder“ und die 9. Sinfonien64 von Beethoven, Schubert, Dvorak, Mahler und Bruckner hören.
Maurice Ravel hat mit „Pavane pour une infante défunte“ ein sehr einfühlsames leises Orchester-Tanzstück für ein verstorbenes Kind geschrieben. Hier kann der Zuhörer sich in ein Wiegenlied für die Ewigkeit einfühlen.
Einen besonderen Genussß will ich Ihnen nicht vorenthalten. Wenn Sie Musik und Literatur von Weltrang verbinden wollen, lesen Sie von Stefan Zweig „Die Auferstehung des Georg Friedrich Händel“65, in dem er die Entstehung des „Messias“ beschreibt: Ein mit-reißendes und ergreifendes Beispiel für Zweigs unnachahmliche Kunst, psychologische Zusammenhänge und spannungsvolle Ereignisse dramatisch und bildreich zu schildern. Hier wird fesselnd beschrieben, wie Händel sich nach einem Schlaganfall im Alter von 52 Jahren noch einmal aufraffte. Er schuf aus der Ver-zweiflung des Geschlagenen heraus mit neu aufkeimender Hoffnung in einer unvorstellbaren Anstrengung in knapp drei Wochen eines der großartigsten Oratorien der Musikgeschichte. Dabei zog er sich an diesem Werk und seiner Kraft empor und stabilisierte sich in einem Maße, das ihn für den weiteren Verlauf seines Lebens gegen alle Widrigkeiten gestählt hat. Auch als er Jahre danach blind wurde, schrieb er noch das Oratorium „Jephtha“ und andere Meisterwerke mit ungebrochenem Schaffensdrang. Die Geschichte über den „Messias“ lese ich immer, bevor ich mir eine Aufführung des „Messias“ anhöre. Eine bessere Einstimmung auf das Hörerlebnis kann ich mir nicht vor-stellen.
Der Frau eines schwerkranken Asthmapatienten, mit dem ich in einem Haus wohnte und den ich über mehrere Jahre betreute, gab ich einmal ein Tonband, auf das ich langsame klassische Musik und Trostgedichte aufgenommen hatte. Sie hörten sich diese Kassette in der Klinik oft gemeinsam an. Als Herr Leister schon bewusstlos war und schwer atmete, ließ seine Frau ganz leise das Band neben seinem Ohr laufen. Er wurde nach und nach ruhiger und atmete entspannter. Genau in dem Moment, als ganz am Ende des Bandes der letzte Ton des „Amen“ aus dem „Messias“ von Händel verklungen war, holte Herr Leister noch einmal sanft Luft und atmete zum letzten Mal aus.
Wenn Sie Kammermusik lieben, sollten Sie an folgende Werke denken: Brahms: die beiden Streichsextette und die Klaviertrios, Mozart: Streichquintett C-Dur und das Klarinettenquintett, Schubert: Streichquintett C-Dur, Beethoven: die Streich- und die Klaviertrios, die letzten Streichquartette und Smetanas 1. Streichquartett in e-moll „Aus meinem Leben“, in dem er seine Ertaubung schildert. Leichtere beschwingte Musik bieten die Oktette von Mendelssohn, Schubert und Beethoven. Genießen Sie auch die herrlich heiteren und lebensfrohen Werke von Johann Strauß (Vater und Sohn), Josef Strauß und ihren Zeitgenossen.
Bei den Liedern empfehle ich Ihnen, unter den unzähligen Kompositionen von Schubert „Das Abendrot“, „Nachtviolen“ und das „Ave Maria“. Von dem „Ave Maria“ Bachs und Schuberts gibt es wahrlich unvorstellbar viele Bearbeitungen, auch solche von zweifel-haftem Wert. Ich will Ihnen etwas sehr Ausgefallenes empfehlen: Jascha Heifetz hat am Silvestertag 1926 eine Bearbeitung der Schubert-Version für Violine und Klavier eingespielt, die für mich zum Erhabensten gehört, was ich in meinem Leben bis jetzt auf Violine gehört habe. Wenn Sie das „Ave Maria“ gesungen in einer grandiosen Aufnahme erleben wollen, sollten Sie zum Beispiel Jessye Norman oder Benjamino Gigli hören. Einen ganzen Kosmos von Kantaten finden Sie bei Bach. Beginnen Sie bei der „Kreuzstab-Kantate“. Dort singt der Tenor eine ergreifend freudige Arie „Ich freue mich auf meinen Tod!“
Von allen bekannten Sängern gibt es sehr schöne Lied- und Operettenaufnahmen mit Klavier- und Orchesterbegleitung, auch mit leichteren Melodien und Texten, die ich hier nicht aufgezählt habe.
Neben den vielen großartigen Chorwerken, Messen und Oratorien von Bach, Händel, Mozart, Bruckner, Brahms und Verdi möchte ich Sie auf ein besonderes Stück aufmerksam machen: „Lux aeterna“66 aus dem Jahr 1966 von György Ligeti ist ein Werk, in dem Sie das ewige Licht förmlich hören können, wenn ein guter Chor singt.
Wenn Sie sich nicht so sehr mit speziellen Aufnahmen beschäftigen und „nur“ langsame Musik hören wollen, sollten Sie eine oder mehrere der zahlreichen guten Zusammenstellungen kaufen, die unter dem Thema „Barockmusik“, „Meditation klassisch“ oder ähnlich angeboten werden. Dort sind die üblichen und bekannten Musikstücke enthalten von Pachelbels „Canon“ über die „Träumerei“ von Schumann und „Die vier Jahreszeiten“ von Vivaldi bis zur „Meditation“ aus der Oper „Thais“ von Jules Massenet.
Inzwischen gibt es von Delta Music GmbH, 50226 Frechen, Postfach 4007, eine Sammlung von bekannter klassischer Musik für kritische Lebenssituationen auf drei Cds und ein Begleitheft mit dem Titel „Classic care“.
Aber hören Sie selbst, und machen Sie sich Ihre eigenen Eindrücke, denn der österreichische Schriftsteller Franz Grillparzer wusste ganz richtig: „Beschriebene Musik ist wie ein erzähltes Mittagessen.“
23.3 Musik zur Trauerfeier
Als musikverbundener Mensch werden Sie sicherlich überlegen, welche Musik Sie bei Ihrer Trauerfeier gespielt haben wollen. Auch hier geht es darum, diese Stunde mit Erinnerungen an Ihr Leben zu fällen. Wenn Sie schon ein Testament machen, bestimmen Sie doch auch die Musik.
Wollen Sie, dass Lieder gesungen werden? Mein persönlicher Gedanke ist, dass die wenigen Menschen, die in diesem Moment noch singen können, eher einen kläglichen und weniger einen klagenden oder tröstenden Gesang zuwege bringen. Gibt es aus Ihrem Bekanntenkreis Musiker, die Ihnen letzte Wünsche erfüllen könnten? Oder wollen Sie, dass fremde Musiker engagiert werden? Alles, was Sie selbst bestimmen, stellt eine Entlastung für Ihre Familie dar, die ohnehin nach Ihrem Tod schwer mit der Trauer beschäftigt sein wird. Für sie wird es eine Genugtuung sein, Ihre Wünsche erfüllen zu können.
Ein sehr eindrucksvolles musikalisches Erlebnis hatte ich bei der Trauerfeier von Herrn Rufer. Sein ältester Sohn ging mit dem Fagott ans offene Grab und hielt eine ganz schlichte und herzliche Rede. Er sprach darüber, dass der Vater zeitlebens bei den Beerdi-gungen seiner Freunde, mit denen er landsmannschaftlich aus dem Flüchtlingsgebieten verbunden war, als Trompeter für sie zum Abschied das „Feierabendlied“ der gemeinsamen Heimat gespielt hatte. Deshalb sei es für ihn selbstverständlich und ein echter Herzenswunsch, dem Vater jetzt das „Feierabendlied“ zu spielen. – Nicht nur der Himmel weinte in diesem Moment.
55 deutscher Musikwissenschaftler, Mitgründer des Süddeutschen Rundfunks, u.a. Autor des weltweit meistverkauften Jazzbuches der Geschichte („Das neue Jazzbuch“), Produzent unzähliger Rundfunksendungen und Schallplatten. Wichtige Werke für das obige Kapitel: „Nadabrahma“, „Die Welt ist Klang“, „Vom Hören der Welt“, „Hinübergehen“ – alle bei Zweitausendeins-Verlag in Frankfurt am Main.
56 Versuch, dich zu erinnern!
57 Ich bin, was ich bin!
58 Ich bereue nichts!
59 Das letzte Lied
60 (1889-1973), französischer Philosoph und Schriftsteller
61 „Stabat mater dolorosa“: Kirchlicher Text: „Es stand die Mutter schmerzensvoll“
62 Ich empfehle Ihnen die Aufnahmen von Glenn Gould, Wilhelm Kempff und Arturo Benedetti Michelangeli.
63 Mein Tip: Die Aufnahme von 1956 mit dem Jazzklarinettisten Benny Goodman, der ein hervorragend ausgebildeter klassischer Musiker war, und Charles Munch als Dirigent.
64 Daraus besonders die langsamen Sätze!
65 Eine Kurzgeschichte in dem Band: „Sternstunden der Menschheit“
66 lat. „ewiges Licht“
Copyright Dr. Dietrich Weller
Der Artikel steht in meinem Buch „Wenn das Licht naht“