Die schwarze Spinne sitzt an einer schmalen Fensterritze
fühlt den Abgrund vor sich gähnen und den zarten Halm
am Ziel des kühnen Sprunges auf grüner Dornenspitze.
Sie fühlt bedrängt sich von des Lagerfeuers Qualm.
Konzentrierend nimmt sie ihre ganze Kraft zusammen,
lässt sich mit geübten Stoß ins dunkle Leere fallen,
schützt die feinen Glieder sicher vor den Flammen
und fühlt sich leise federnd auf die Blüte prallen.
Ihren dünnen Faden zieht sie straff, beginnt
mit sicherem Instinkt das Schicksalsnetz zu weben
um die Beute zu erhaschen, die ihr nie entrinnt.
Sie wird der Fliege keine zweite Chance geben.
Wenn das Netz mit seinen festen Todesseilen sitzt
zwischen sichern Ankerpunkten und der Tau es netzt,
harrt die Spinne im Versteck. – Der Faden blitzt
im fahlen Mondeslicht. Die Beutefliege ist verletzt
und spürt den Biss als kleinen Stoß in dem Genick.
Das helle Todeslicht bricht die Facettenaugen,
und während ihrem allerletzten Fliegenblick
erfühlt sie im Gedärm ein leichtes Spinnensaugen.
Copyright Dr. Dietrich Weller