Rezension des Buchs „Mein Leben ist bunt“

„Mein Leben ist bunt“, dies ist der Titel, unter den Dietrich Weller sein neuestes Werk gestellt hat. Dabei ist es dem Autor gelungen, mit seinen vielfacettigen Geschichten, Essays und Gedichten, dem Leser ein wahres Feuerwerk von Themen, Farben und Formen darzubieten, deren einzige Klammer auf den ersten Blick ihre Entstehungszeit während der letzten vier Jahre zu sein scheint.
Weller hat sich für eine Gliederung nach folgenden Gesichtspunkten entschieden: Medizin, Musik, Geschichten aus der Schreibwerkstatt, Essays, Besonders kurze Kurzgeschichten, Gedichte und Aus der Silbenschmiede. Dass er sich dabei von einem sehr ernsten Beginn zu einem heiteren Ende bewegt, ist kein Zufall und verdeutlicht, worum es in dem Werk eigentlich geht: Hier hat ein Mensch, der gleichermaßen mit offenen Augen und einem offenen Herzen durchs Leben gegangen ist, seine essentiellen, ja existentiellen Erfahrungen in literarischer Form ausgedrückt. Er stellt sich dabei gleich zu Beginn den schmerzlichen Fragen nach dem Sinn des Leidens und des Sterbens, lässt den Leser damit jedoch nicht allein, sondern macht ihm im Folgenden vielschichtige Antwortangebote. Diese werden immer tiefer von der Heiterkeit und Gewissheit desjenigen geprägt, der die entscheidende und hoffnungsvolle Erfahrung gemacht hat: Wo viel Schatten ist, muss viel Licht sein! Entsprechend hat Weller dem Gedicht, das diese Erkenntnis am klarsten zum Ausdruck bringt, den Titel „Trost“ gegeben.
Weller, dessen Werk durchdrungen ist von Erfahrungen, die er in seinem ärztlichen Beruf machte, wird so in gewisser Weise auch zum Arzt für seinen Leser, dem er Mut macht, sich seinen passager durchaus auch schmerzlichen Lebensaufgaben im Sinne einer notwendigen Weiterentwicklung zu stellen. Dietrich Weller, Vorstandsmitglied im Bundesverband Deutscher Schriftstellerärzte und Herausgeber des Almanachs deutschsprachiger Schriftstellerärzte, beweist mit diesem Werk einmal mehr, dass er meisterhaft mit der deutschen Sprache umzugehen versteht. Die Klarheit und Eleganz seiner Essays, die packende, realitätsnahe Schilderung seiner Geschichten, der Sprachwitz seiner besonders kurzen Kurzgeschichten sowie die Intensität und Formtreue seiner Gedichte machen das Lesen auch seines jüngsten Werkes zu einem Genuss. Beispielhaft sei hier das sprachgewaltige Gedicht „Akute Psychose mit Verfolgungswahn“ genannt, das in beklemmender Intensität die emotionale Welt eines Wahnkranken darstellt.
Das Buch stellt Arbeiten vor, die in einer Neuorientierungsphase seines Lebens kurz vor und kurz nach der Pensionierung Dietrich Wellers entstanden sind. Die Thematik wird explizit in dem Essay „Das Berufsbild des Rentners“ bearbeitet. Hier stellt der Autor umfassend die Anforderungen und die Chancen dieser Lebensphase dar. Insgesamt ist das Werk sowohl als literarisch verdichtete Essenz eines vielseitigen ärztlichen Berufslebens einzustufen als auch als Auseinandersetzung mit den Aufgaben des Rentenalters. Dabei ist Weller das fast Unmögliche gelungen, einen Rückblick zu formulieren der nach vorne ausgerichtet ist, einen mutigen Blick auf das Unausweichliche, der dennoch Hoffnung macht.
In einer Zeit, in der das Berufsbild des Arztes von bürokratischen Auswüchsen und Auseinandersetzungen über wirtschaftliche Fragen überschattet zu werden droht, zeigt Weller mit großer literarischer Kunst, wachem Verstand, einem mitfühlenden Herzen und einer gehörigen Portion Humor, was einen guten Arzt ausmacht. Die Lektüre des Werkes kann wärmstens empfohlen werden.

Dr. med. Monika Maria Vogelgesang, Chefärztin, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

 

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