Wenn ein Mensch sein Leben nicht erträgt
und alle Liebe ihn nicht halten kann,
wenn jeder Tag die Seele tief verwundend schlägt
und Dunkelheit den Geist in einen Bann
der Selbstzerstörung zieht,
erflehen Hilfe wir, die Tragik zu ertragen
und an dem Verlust nicht zu zerbrechen.
Wir müssen lernen loszulassen und zu fragen:
Wie können über diesen Schmerz wir sprechen,
der auch uns in Seelentiefen zieht?
Das Leben müssen wir nach vorne leben
und können es im Rückblick erst verstehen.
Wie sollen wir mit Ziel nach vorne streben,
wenn auf dem Umweg wir das Leben sehen,
auf dem man vor dem Schicksal flieht?
Trösten können wir -wenn überhaupt- uns nur
durch diesen festen Glauben an den Sinn,
der jedes Menschen vorgeplante Spur
auch führt zu seinem richt´gen Ziele hin,
vor dem man ohne ew´ges Wissen flieht.
Wir dürfen auch getrost darauf vertrauen,
dass dieser Tod uns nicht mit Schuld zerquält,
denn diese schwere Krankheit Seelengrauen
hat den Mensch mit einer großen Kraft gestählt,
mit der er aus dem Leben flieht.
Er kann ihn nicht für seinen Weg nach außen nützen,
richtete die Lebensenergie nach innen gegen sich.
So können wir den Kranken nur bisweilen schützen,
häufig nicht verhindern einen letzten Seelenstich,
der den Depressiven in sein Schicksal zieht.
Copyright Dr. Dietrich Weller
Dieses Gedicht habe ich im Almanach deutschsprachiger Schriftstellerärzte 2011 veröffentlicht.