Hilfreiche Texte – Das Gleichnis vom Wandteppich

 

Das Leben gleicht einem schönen Wandteppich. Betrachtet man den Wandteppich von der richtigen Seite, ist er ein fehlerlos gewebtes Kunstwerk. In diesem Kunstwerk sind Fäden verschiedener Farbe und Länge zu einem lebendigen Bild verknüpft. Wendet man ihn aber auf die andere Seite, sieht man ein Gewirr vieler Fäden. Einige sind kurz, andere sind lang, etliche glatt, andere wirr und verknotet.

Dieser Wandteppich gleicht dem Leben. Gott hat für das Leben jedes Menschen ein Muster gewebt, das wie ein Wandteppich zwei Seiten hat. Die Fäden, mit denen das Bild auf dem Teppich geknotet ist, symbolisieren die Lebensstationen. Von der einen Seite aus -also vom Menschen ausgesehen scheint dieses Muster wirr und zusammenhangslos. Von der anderen Seite -also von Gottes Perspektive- hat jeder Knoten und jeder Faden seinen Platz. Es entsteht das Bild eines harmonischen Kunstwerkes, wie Gott unser Le-ben gewoben hat. Was Menschen sinnlos zu sein erscheint, wird für Gott zu einem harmonischen, sinnvollen Bild.

Harold Kushner nach Thornton Wilder,
aus „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“, Tomus-Verlag, München 1983

 

Der Teppich

Wunderbar verwebt, der uns erschuf,
In den bunten Teppich uns’res Lebens
Lichten Traum und dunkle Wirklichkeit,
Und wir wissen’s erst beim letzten Ruf:

Keinen dieser Fäden wob vergebens
Seine Hand in diese bunten Streifen,
Die gemach enträtselnd wir begreifen
erst im Lichte Seiner Ewigkeit.

Agnes Miegel

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Prosa abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.