Auf der Vanguard

Nachdem ich die Wachen am Militärhafen hinter mir hatte und auf das riesige Schiff zufuhr, sah ich die meergraue Tarnfarbe der Kriegsschiffe. Nach wenigen Sätzen mit dem Wachposten und mit Hilfe meines Passierscheines kam ich an Bord, wurde von der Operationsschwester freundlich begrüßt, und sie führte mich durch das Schiff. Besonders beeindruckten mich die großen Räume, die mit flimmernden Monitoren geradezu tapeziert waren. Schon bei der Herfahrt hatte ich auf dem Schiff die vielen Antennen bestaunt, und jetzt sah ich die Sprechfunkgeräte, Mikrofone, Telefone, Computerwände, die dazugehörten. Die Schwester bestätigte meine Vermutung: Während der Mondlandungsphase stand noch viel mehr Technik hier an Bord zur Verfügung! Jetzt war der ganze Apparat überwiegend auf meteorologische Untersuchungen eingestellt.

Das medizinische Zentrum bestand aus einem Praxisraum, der wie auf der Meteor als Vielzweckraum benutzbar war für die Sprechstunde, Verbände, kleinere operative Eingriffe, Röntgenaufnahmen, und als Labor und Arbeitszimmer. Die Schwester berichtete mir von ihren vielseitigen Aufgaben hier an Bord: Sie war als Seelsorgerin, Ärztin, Krankenschwester und Vermittlerin zwischen Kranken und dem Kapitän tätig. Sie machte ihre „Hausbesuche“ am Bett der Kranken und hielt eine regelmäßige Sprechstunde ab. Glücklicherweise betreute auch sie nur wenige Kranke an Bord, und die hatten keine schwereren Leiden.

Wir gingen weiter durch das Labyrinth der Gänge, Treppen und Türen und kamen schließlich gerade richtig zur Essenszeit in die Offiziersmesse. Wir stellten uns in die Schlange vor die Ausgabe, und was gab es zum Mittagessen? Groß stand es auf der Tafel hinter dem Servicepersonal: „Suebian Sauerkraut with sausages“! Als ich meiner Gastgeberin erzählte, dass ich aus Schwaben komme, war sie ganz begeistert. Sie stellte mich dem Kapitän vor, der auch gerade zum Essen gekommen war, und er lud uns an seinen Tisch ein. Eine entspannte Unterhaltung schloss sich an, ich fühlte mich wohl und genoss es, wieder einmal über längere Zeit englisch sprechen zu können. Nach dem abschließenden Kaffee verabschiedete ich mich und fuhr zur Meteor zurück.

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