Ein weinender Mensch ist ein Notfall und hat Vorrang. Taktvolles Verhalten ist immer angebracht. Beschwichtigungen werden oft als kränkend oder ablenkend empfunden und sollten deshalb unterlassen werden.
- Sie können immer anbieten: „Wollen Sie darüber sprechen?“
Dabei müssen wir zuerst überlegen, wie wir zu unseren eigenen Tränen stehen. Können wir unsere Tränen als Mittel des Ausdrucks annehmen, oder versuchen wir, sie zu unterdrücken? Davon hängt unser Verhalten den Patienten gegenüber ab.
- Wir sollten den Mensch ausweinen lassen und unser Mitgefühl durch Geduld und Ruhe signalisieren.
Lassen Sie ihn den erleichternden Effekt des Weinens erleben.
Wenn Sie sofort ein Taschentuch auf den Tisch legen oder gar aufdrängen, kann das als Aufforderung aufgefasst werden, mit dem Weinen aufzuhören. Deshalb ist es ratsam, das Taschentuch erst dann zu geben, wenn er darum bittet.
- Wenn ein Mensch dem Weinen nahe ist und die Tränen nicht zulassen will, können Sie ihm Ihren Eindruck vermitteln: 2Ich finde es schade, dass Sie so streng mit sich sind und die Tränen nicht zulassen.“
- Begrenzen Sie Krisengespräche zeitlich.
Auch ein trauernder und/oder depressiver Patient muss sich wieder an die Normalität der Zeitbegrenzung gewöhnen, die er in der Trauer und Depression verloren hat. Damit wird ein relativ kurzes Gespräch mit mehr Leben erfüllt. Sie erreichen dadurch, dass der Patient und Sie selbst sich konzentrieren auf das, was in der vorgegebenen Zeit besprochen werden kann. Es ist deshalb nötig, dem Patienten klar zu sagen, wie viel Zeit Sie für ihn jetzt haben. Diese Zeit sollten Sie unbedingt einhalten.
Diesen Artikel habe ich in dem Buch Ich verstehe Sie! Verständigung in Praxis, Klinik und Pflege veröffentlicht.