Die Spinne

Die schwarze Spinne sitzt an einer schmalen Fensterritze
fühlt den Abgrund vor sich gähnen und den zarten Halm
am Ziel des kühnen Sprunges auf grüner Dornenspitze.
Sie fühlt bedrängt sich von des Lagerfeuers Qualm.

Konzentrierend nimmt sie ihre ganze Kraft zusammen,
lässt sich mit geübten Stoß ins dunkle Leere fallen,
schützt die feinen Glieder sicher vor den Flammen
und fühlt sich leise federnd auf die Blüte prallen.

Ihren dünnen Faden zieht sie straff, beginnt
mit sicherem Instinkt das Schicksalsnetz zu weben
um die Beute zu erhaschen, die ihr nie entrinnt.
Sie wird der Fliege keine zweite Chance geben.

Wenn das Netz mit seinen festen Todesseilen sitzt
zwischen sichern Ankerpunkten und der Tau es netzt,
harrt die Spinne im Versteck. – Der Faden blitzt
im fahlen Mondeslicht. Die Beutefliege ist verletzt

und spürt den Biss als kleinen Stoß in dem Genick.
Das helle Todeslicht bricht die Facettenaugen,
und während ihrem allerletzten Fliegenblick
erfühlt sie im Gedärm ein leichtes Spinnensaugen.

Copyright Dr. Dietrich Weller

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Farben und Formen auf der Stuttgarter Königstraße

Wenn auf Stuttgarts Königstraße viele Leute gehen,
kannst du Formen-Farbenvielfalt prächtig sehen.
Da rennen weiße Kinder zwischen schwarzen,
die ausgelassen wie Erwachsne heiter schwatzen.

Das graue Pflaster ist mit gelbem Sonnenschein bemalt,
ein Autohaus hat einen leuchtend grünen Schirm bezahlt,
wo schlanke blonde Damen in dem schwarzen Kleid
eifrig über Autos reden und mobilen Geist moderner Zeit.

Firmenschilder, Ladentüren zeichnen bunte Kerbung.
schreiend rote, blaue, braune und karierte Werbung
die beklebt die Pflastersteine und die Häuser grell,
die warme Sonne leuchtet über dieser Straße hell.

Herr Neureich protzt mit Glitzer-ROLEX-Armbanduhr,
die wasserstofferblondete Begleiterin belächelt nur
den Bettler, der versunken sitzt vor seinem leeren Teller.
Also gehen viele Leute ihn vermeidend schneller.

Die dralle Marktfrau preist die Spargel an und frische Beeren,
man kann sich dieses leckren Angebotes nicht erwehren.
Ein magerer Student mit wirren Haaren spielt heut Paganini,
und ein mundverschmiertes Kind kaut barfuß die Panini,

während kichernd, neckend, pubertierend kleine Gören
Gummi kauend ein paar unerfahr´ne Jungs betören.
Ein blauer Bote rennt mit grünem Postsack übers Pflaster,
die Raucher frönen gelb befingert süchtig ihrem Laster.

Männer mit dem braunen Poncho flöten Tänze aus Peru,
und buntberockte Frauen hören hüftenwiegend zu.
Ein rotbenaster Clown entzückt die Kleinen und die Großen
und will mit feinen Stäbchen bunte Bälle in die Lüfte stoßen.

Das helle Kinderlachen mischt sich in den Radioklang,
der Bässe hämmernd von der andren Straßenseite lang
den eilenden Passanten in gequälte Ohren dröhnt.
Der Papagei des Clowns mit Krächzen diesen Krach verhöhnt.

Ein paar Fette stehen in den Unterhemden, Burger kauend,
rülpsend Hofbräu trinkend, schmatzend, glasig schauend,
während aus dem Luxusladen eine wohlgeformte Dame tritt,
die gepflegt die Edelkleider zeigt bei jedem eleganten Schritt.

Frauen in den dunklen, langen Mänteln, Tücher auf den Köpfen,
gehen schwarzgelockte Kinder haltend heim zu heißen Töpfen,
folgen ihren Schnurrbart-Männern wie seit vielen Jahren,
als sie noch in ihrer Heimat abgesondert einsam waren.

Das Junkie-Pärchen mit der roten Hahnkammfrisur
trägt lange Ketten an den schwarzen Hosen nur
und geht auf Nagelstiefeletten klackend über den Beton,
die Ringe an den Nasen, Lippen, Ohren glitzern schon.

Skater kommen in den supergeilen Windelhosen angerast,
schlängeln sich durch Fußvolks Samstags-Päckchenlast,
einer kracht mit Scheppern an den grellen Wahlplakatepfahl
und springt noch ab mit Lachen, auf dem Kopfe kahl.

Zwei junge Leute – Nickelbrille, grün beschuht von Birkenstock,
er mit Pferdeschwanz und sie mit selbst gestricktem Rock-
reden lebhaft über Überweltschutz und gegen atomare Werke.
Sonne, Wasser, Wind besäßen gut vereint genügend Stärke.

Ohrverstöpselt, Händchen halten, Eiscreme leckend,
schlendert dort ein Pärchen zärtlich neckend
zu der nächsten Bank in warmer Sonne,
um zu genießen junger Liebe heitre Wonne.
Die Verliebten üben leises Lippenspiel
zärtlich, innig und mit Liebesziel,
augenblinzelnd, fingerkuschelnd,
nasereibend, leise nuschelnd,
Zungenspitzen tastend, Haare wuschelnd,
liebesdurstig, eng umschlungen,
wonnefühlig, lustdurchdrungen.

Ein Ehepaar gerät in Streit vor einem Laden,
denn sie will in teurem Schmucke baden.
Da schreit ihr kleines Kind: „Ich will ein Eis!“,
so dass die Mutter nicht mehr weiter weiß.

Sie schluchzt und zetert über ihren bösen Mann,
der ihr das bisschen Schmuck nicht kaufen kann.
Der Mann gerät in Wut und schreit vor lauter Frust:
„Der Einkauf macht mir keine große Lust!

Ich sage dir, was ich jetzt will und hier, –
da drüben gibt´s ein kühles Bier!“
„Dann geh doch endlich!“, keift sie weiter.
Der Fensterputzer fällt verdutzt von seiner Leiter.

Ein Rentnerpärchen sitzt gelassen im Café am Straßenrand,
er mit Bierbauch, Hosenträgern, die Zigarre glüht im Brand.
Die Frau ist gertenschlank, sie hat sich heute feingemacht
und den blauen Sonntagsrock mit weißer Bluse mitgebracht.

Sie betrachten eine Weile dieses laute Treiben
sehen wie auch andre Menschen stehen bleiben.
Dann nickt sie mit dem grau behaarten Kopf:
„Du siehst, es findet jeder Deckel seinen Topf!“

Copyright Dr. Dietrich Weller

 

Dieses Gedicht habe ich beim BDSÄ-Kongress 2010 in Schwerin zum Thema „Farben und Formen“ vorgetragen und im Almanach deutschsprachiger Schriftstellerärzte 2011 veröffentlicht.

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Meine Orchideen

Orchideen 1

Orchideen 1

 

Orchideen 5

Bunte Orchideen zieren meinen Schreibtisch
und betören mich in meinen Arbeitsstunden.
Sie umrahmen meinen Bildschirm mit den runden
violetten fein betupften Blüten immer frisch.

Die seidig dünnen Flügel sind ein Meisterstück,
sie strahlen Würde aus, und filigranes Blühen
zeigt das stete Wachstum ohne Mühen,
das mich jeden Tag erfüllt mit ruhigem Glück.

Die Farbentöne leuchten rot und gelb und weiß
mit reichen Varianten in den sanften Tönen
glätten hektische Gedanken und verwöhnen

mich mit Ruhe, wenn ich nicht mehr weiter weiß.
Dann schenken sie mir wieder rasch Ideen.
Deshalb liebe ich und hege meine edlen Orchideen.

 

Orchideen 10

 

Orchideen 6

Copyright Dr. Dietrich Weller

 

 

 

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Wenn die Alten ihre Melodien träumen

 

Wenn die Alten ihre Melodien träumen
und die Engel schon auf Erden hören,
ist´s wie wenn in großen Himmelsräumen
segensvolle Sonnenlieder uns betören.

Wir ahnen nur die ew´gen Weiten,
die in weichem Licht erheiternd glänzen
und neue Räume ohne enge Seiten
mit Sonnengold sehr zart begrenzen.

 

Copyright Dr. Dietrich Weller

 

 

 

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Mein hoffnungsvoller Abschied von Alfred Brendel

Zuerst möchte ich über den Abschied sprechen, dann über die Hoffnung, die ich damit verbinde.

Den Liebhabern der klassischen Musik ist er bekannt, die Klaviermusikkenner verehren ihn als einen der ganz großen Pianisten der letzten hundert Jahre: Alfred Brendel wurde am 5. Januar 1931 in Mähren geboren und gab am 18. Dezember 2008 in Wien sein letztes Konzert, also unmittelbar vor seinem 78. Geburtstag. Er hatte lange bekannt gegeben, wann er aufhören würde mit Konzerten, und so stand das Jahr 2008 unter dem Zeichen seines Abschieds. Am 30. Juli spielte er in Baden-Baden im Festspielhaus noch einen Klavierabend und am 6. Dezember sein zweitletztes Konzert überhaupt – auch in Baden-Baden.

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Eine Kollegin hat den Suizid gewählt

Wenn ein Mensch sein Leben nicht erträgt
und alle Liebe ihn nicht halten kann,
wenn jeder Tag die Seele tief verwundend schlägt
und Dunkelheit den Geist in einen Bann
der Selbstzerstörung zieht,

erflehen Hilfe wir, die Tragik zu ertragen
und an dem Verlust nicht zu zerbrechen.
Wir müssen lernen loszulassen und zu fragen:
Wie können über diesen Schmerz wir sprechen,
der auch uns in Seelentiefen zieht?

Das Leben müssen wir nach vorne leben
und können es im Rückblick erst verstehen.
Wie sollen wir mit Ziel nach vorne streben,
wenn auf dem Umweg wir das Leben sehen,
auf dem man vor dem Schicksal flieht?

Trösten können wir -wenn überhaupt- uns nur
durch diesen festen Glauben an den Sinn,
der jedes Menschen vorgeplante Spur
auch führt zu seinem richt´gen Ziele hin,
vor dem man ohne ew´ges Wissen flieht.

Wir dürfen auch getrost darauf vertrauen,
dass dieser Tod uns nicht mit Schuld zerquält,
denn diese schwere Krankheit Seelengrauen
hat den Mensch mit einer großen Kraft gestählt,
mit der er aus dem Leben flieht.

Er kann ihn nicht für seinen Weg nach außen nützen,
richtete die Lebensenergie nach innen gegen sich.
So können wir den Kranken nur bisweilen schützen,
häufig nicht verhindern einen letzten Seelenstich,
der den Depressiven in sein Schicksal zieht.

Copyright Dr. Dietrich Weller

Dieses Gedicht habe ich im Almanach deutschsprachiger Schriftstellerärzte 2011 veröffentlicht.

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Wasser, Feuer, Licht, Luft und Erde (Sonette)

Wasser, Feuer, Licht und Luft und Erde

5 Sonette

Wasser ist der Quell des Lebens, ohne Wasser dörrt ein Wesen aus.
Wir lechzen nach dem Nass so wie wir Luft zum Atmen brauchen.
Wenn wir in bizarren Riffen nach den bunten Fischen tauchen,
öffnet sich des Lebens prächt´ge Fülle vor uns wie ein Sommerstrauß.

Wer an die Quelle seines Lebens will, muss gegen alle Ströme schwimmen.
Und doch ist uns´res Lebens Fluss nach vorn gerichtet, nicht bekannt.
Erst rückwärts sehen wir, wie uns das Leben auf den festen Weg gebannt.
In Verzweiflung hilft uns die Gewissheit stets: Am Ende wird mein Leben stimmen.

Fließend weist uns Wasser die Gesetze uns´res Lebens:
Wenn es verweilt, verfault es, trägt der Keime böse Kraft,
die Stillstand, Krankheit, Hass, Zerstörung schafft.

Drum sei das Ziel, das Wesen uns´res steten Strebens,
dem Werden seinen Fluss und Weg getrost zu lassen,
dann dürfen wir am Ende dankbar Seelenreichtum fassen.

 

Feuer einst aus den Vulkanen glutvoll und verderbend schoss.
Im Wasser ist die Lava bald erloschen und verdichtet
und hat grüne Wiesen, Tiere, Menschen rasch vernichtet
und das Land bedeckt, versiegelt wie ein ew´ges Schloss.

Doch das Leben drängt durch jede Sperre kraftvoll, unbeirrt
und schickt das zarte Grün durch aschegrauen Spalt ans Licht,
Feuerenergie in feinen Adern langsam durch die Lava bricht,
bevor die Rebe trägt und Feuer in den Trauben Labsal wird.

Feuer schenkt die Kraft uns und die Pflicht, sie so zu nützen,
dass die Energie zum Segen dieser ganzen Erde dient,
sonst werden Boden, Weltall, Wasser mit dem Tod vermint.

Lasst uns des Feuers Zauber mit vereintem Willen schützen,
mit ihm Häuser heizen, Wasser kochen, Strom erzeugen,
denn vor Naturgewalten müssen wir uns ehrvoll beugen.

Es werde Licht! – So fing einst dieses Weltall an,
nachdem das Feuer glühend dieses Kind entließ
und kraftvoll seine Flammen in die Lüfte stieß.
Das Licht entströmt und zieht uns in den Bann.

Vom Frühjahr in den Winter, vom Morgen in die Nacht,
vom ersten Augenschlag bis zu dem letzten Blick
durchdringt die Menschen Licht als ihr Geschick
und zeigt im Sonnenglanz und Kerker seine Macht.

Licht ist Leben! Niemals dürfen wir den Wert negieren.
Selbst bizarre Lebewesen in dem dunklen Meer
locken mit Photonen sich den richt´gen Partner her.

Wo viel Schatten uns bedrückt, muss viel Licht regieren.
Das ist der Trost im Dunkel, auch an meines Lebens Ende,
wenn ich im Übergang den Blick zum ew´gen Lichte wende.

 

Luft zum Atmen, Hören, Schweigen, Fliegen –
wir brauchen sie, auch ohne uns bewusst zu sein.
Die Kälte peinigt meine Haut oder kühlt den Wein.
Luft muss sauber sein, sonst kann kein Leben siegen.

Luft am See und im Gebirge, über Wäldern, Wiesen,
fegt die Seele rein und lässt uns rasch gesunden,
heilt von innen, schafft uns angenehme Stunden
und lässt uns voll Genuss die Augen schließen.

Wenn ich einen Menschen nicht mehr riechen kann,
ist zwischen ihm und mir die Luft vergiftet,
weil gemeinsam Atmen nicht mehr Frieden stiftet.

Was mir die Luft zum Atmen, Reden, Leben nimmt,
bedroht die Seele und den Körper mit Gefahr.
Wohl dem, der sorglos atmen kann das ganze Jahr!

 

Erde ist die Basis für die Menschen, viele Wesen,
bietet Stütze, Reichtum, Hölle, Paradies und Leben.
Je nach dem, wem wir den geist´gen Vorrang geben,
können alle hier in Frieden wohnen und genesen.

Erde in der Hand ist Heimat vielen, Schmutz für and´re.
Kultiviert birgt sie uns Nahrungsfülle, Lebensraum
für Rosen, Schlangen, Füchse und den Tannenbaum.
Wichtig ist, dass ganz bewusst ich auf der Erde wand´re.

Lasst uns diese Erde schützen, denn wir haben keine zweite!
Frieden dringend schaffen ist das Mittel zu dem hohen Ziel,
Natur und Menschen achten, pflegen wäre da schon viel.

Feuer, Wasser, Licht und Luft und Erde sind in Weltallweite
eine Lebenseinheit schon seit vielen Jahren.
Helft, dass wir dereinst zu ihrer Rettung waren.

 

Copyright Dr. Dietrich Weller

Ein Beitrag zum Thema „Die Elemente“ beim BDSÄ-Kongress 2009 in Mosbach

 

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Kinder in der Praxis und der Klinik

Kinder in der Arztpraxis und Klinik

 Als Kinderarzt liegt mir dieses Thema sehr am Herzen. Nicht nur, weil ich Kinder mag und sie in der Praxis und Klinik auch gut versorgt werden sollen, sondern weil der Umgang mit Kindern die Kinder und ihr künftiges Verhalten dem Arzt gegenüber entscheidend prägt.

Auch wenn Sie nicht Kinderarzt sind, werden Sie als Hausarzt doch häufiger Kinder in der Praxis haben, und im Sonntagsdienst werden Sie nicht daran vorbeikommen, sich mit Kindern auseinanderzusetzen. Deshalb möchte ich ein paar grundlegende Gedanken vortragen.

Begrüßen Sie das Kind genauso freundlich und offen mit Namen wie einen Erwachsenen.

So wie Sie beim Erwachsenen die Namen der Angehörigen und deren Telefonnummern bei Bedarf auf die Karteikarte notieren, können Sie bei Kindern die Namen der Lieblingspuppe oder des Lieblingstieres aufschreiben. Ich weiß noch ganz genau, wie das kleine Mädchen sich gefreut hat, als ich beim nächsten Besuch nach Monika, dem Lieblingsbär, gefragt habe. Damit haben Sie hervorragende Anknüpfungspunkte, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Und Sie gewinnen Sympathie wie bei den Erwachsenen auch, wenn Sie den Gesprächspartner nach seinen Interessen fragen.

Lassen Sie sich auf ein Gespräch mit dem Kind ein, und vermitteln Sie dem Kind, dass Sie es ernst nehmen. Fragen Sie nach seinen Beschwerden, auch wenn vielleicht die Angaben nicht so exakt sind wie die der Mutter.

Gehen Sie bei der Begrüßung und bei dem Gespräch auf Augenhöhe mit dem Kind! Reden Sie nicht „von oben herab“.

Lachen Sie mit den Kindern in der Praxis und bei einem Hausbesuch, wenn es einen netten Anlass dafür gibt. Das entspannt nämlich nicht nur das Kind, sondern auch Sie selbst. Sie haben genügend mit ernsten und schwierigen Dingen zu tun. Da können Sie allen Beteiligten ein herzhaftes Lachen gönnen.

Ihr Umgang mit dem Kind zeigt dem Kind, wie es ihm in Krisensituationen ergehen kann: Wirken Sie dann wie ein vertrauensvoller Helfer oder eher wie eine Bedrohung für das Kind? Sie können in dieser Situation das Vertrauen der Begleitperson und des Kindes gewinnen oder verlieren. Ihr Verhalten entscheidet über Ihr Ansehen als Arzt und über die Art der Werbung, die Kind und Eltern anschließend für oder gegen Sie machen.

Dazu ein Beispiel aus meiner Praxis. Die Dreijährige sagt zu Hause zu ihrem Papa, nach-dem ich ihr einen Abszess eröffnet und sie sich schreiend gewehrt hatte:

„Der Onkel Doktor ist lieb. Er hat `Schätzle´ zu mir gesagt!“

Da die Kinder noch weit gehend unverbildet sind, spüren sie sofort, ob das Verhalten des Arztes echt ist. Deshalb sollten Sie sich echt verhalten. Denn Kinder zeigen noch unver-brämt, was sie von jemandem halten, der unehrlich ist.

Wenn ein Eingriff weh tut, sagen Sie es vorher! Wenn Sie lügen, haben Sie Ihr Vertrauen auf lange Zeit verspielt. Ein Kind, das Ehrlichkeit erlebt, lernt den Wert der Ehrlichkeit kennen und lernt Vertrauen.

Erklären Sie vorher in Ruhe, was Sie tun wollen, auch wenn Sie „nur“ in die Nase oder in den Mund schauen wollen. Kinder wollen genauso informiert werden wie Sie als Erwachsener. Auch bei Kindern gilt der Satz:

Nur ein informierter Patient kann kooperativ sein!

Beantworten Sie Fragen klar und verständlich. Zeigen Sie Ihre Gefühle. Kinder können das noch besser verstehen als Erwachsene.

Gewöhnen Sie sich kindgerechte Erklärungen an für Ihre Handlungen:

„Ich möchte jetzt hören, ob Dein Herz richtig klopft.“

„Ich möchte mal fühlen, was in Deinem Bauch los ist, warum Du so Durchfall hast.“

„Bei Deiner Ohrentzündung müssen die Nasentropfen richtig in den Hals hinten rein laufen, dann kann der Schleim aus dem Ohr in den Hals laufen. Wenn die Nasentropfen ein bisschen im Hals kitzeln, ist das richtig so.“

„Ich male Dir eine Sonne auf das Pflaster, die Dich immer anlacht.“

Lassen Sie die Kinder Ihre Instrumente in die Hand nehmen und damit spielen. Erklären Sie die Funktionen. Dann verlieren die Kleinen die Angst davor. Ich lasse die Kinder manchmal auch an meinem Herz horchen. Das schenkt Vertrauen und zeigt den Kindern im eigenen Erleben, worum es mir eigentlich beim Abhören geht. Wärmen Sie das Stethoskop an, wenn es kalt ist, damit sie das Kind nicht erschrecken. Sie wollen auch keine kalte Ärztehand auf Ihrem Bauch.

Lassen Sie sich den Spielzeug-Arztkoffer des Kindes zeigen oder mitbringen. Wenn Sie von „Kollege zu Kollege“ reden, entspannt sich die Situation. Schenken Sie dem Kind vielleicht eine Spritze (ohne Nadel natürlich!), die in seinem Koffer noch fehlt, ein Kinderpflaster oder einen Mundspatel.

Sie können mit den Instrumenten auch ein paar kleine Zaubertricks einbauen. Wenn ich zum Beispiel auf meinen Ohrspiegel puste, geht mit einem Zauberspruch immer das Licht an. Das Kind sieht meist nicht, dass ich gleichzeitig das Licht eingeschaltet habe. Dann lasse ich das Kind eine Weile selbst probieren. Und wenn es nicht auf den Trick kommt, verrate ich den Zaubertrick, aber „natürlich nur unter uns beiden!“

Sie können ein Kind fragen, ob es den Mund ganz weit aufmachen will, damit Sie kein „Stäbchen“ (Mundspatel) brauchen, um die Zunge herunterzudrücken. Meistens klappt das ganz gut.

Wenn Sie ein Rezept schreiben, können Sie es dem kleinen Patienten auch freistellen, ob er lieber Saft, Tabletten, Tropfen oder ein Zäpfchen haben will. Dadurch steigt die Mitarbeit.

Probieren Sie mal die Säfte, die Sie aufschreiben! Dann wissen Sie, welche Sie in Zukunft bevorzugt rezeptieren. Verschiedene Darreichungsformen derselben chemischen Substanz schmecken ganz verschieden.

Bedanken Sie sich bei dem Kind, wenn es sich hat untersuchen lassen, auch wenn es geweint hat. Haben Sie Verständnis für Tränen, und lesen Sie bitte meine Artikel über den Umgang mit trauernden und weinenden Patienten.

Halten Sie eine kleine Belohnung für die Kinder bereit, die nicht klebt und nicht bröselt. Das „Markenzeichen“ meines Vaters in seiner Kinderarztpraxis waren die Langenburger Wibele, von denen die Patienten heute noch schwärmen. In meiner Praxis gab es die bunt eingepackten Traubenzuckerstückchen, weil ich die hervorragende Idee meines Vaters nicht nachahmen wollte. Ich sah deshalb manches enttäuschte Gesicht von Kindern aus der Praxis meines Vaters, die er nach dem 16. Lebensjahr zu mir zur Weiterbetreuung geschickt hat.

Diese Traubenzuckerstückchen habe ich immer benützt, um z. B. bei der U8 einen Farbtest zu machen und ein Gespräch über die Verkehrsampel zu führen. Ich lasse die Farben der Ampel erklären, eine Ampel bauen und die Funktionen beschreiben. Dabei prüfe ich gleich die Sprache mit. Und wenn das Kind dann zum hintersten Eck der Untersuchungsliege hochsteigen, die drei Stückchen alleine holen und wieder herunterklettern kann, sehe ich die motorische Geschicklichkeit des Kindes. Dann hat das Kind den „ganz großen Kindergartentest“ bestanden und darf die Traubenzucker behalten. Die cleveren Kinder kommen dann beim nächsten Mal wieder und wollen „noch eine Ampel bauen“.

Ich habe bei Kindern, die ich impfen oder aus einem anderen Grund mit einem Verband oder einem Pflaster versorgen musste, oft Erfolg gehabt mit einer aufgemalten Sonne, die lacht. Dann schmerzt es gleich nur noch halb so stark oder gar nicht mehr. Wichtig ist, dass sie die Sonne so malen, dass sie das Kind anlacht, wenn es auf das Bild schaut.

 

Diesen Artikel habe ich in dem Buch Ich verstehe Sie! Kommunikation in Praxis, Klinik und Pflege veröffentlicht.

 

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Die Körpersprache und ihre unbewussten Botschaften

Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, jetzt eingehend das weite Feld der Körpersprache in der Praxis zu bearbeiten. Ich möchte Ihnen die Bücher von Samy Molcho, Susanna Szasz und Desmond Morris zu diesem Thema empfehlen.

Nur einige typische Verhaltensweisen will ich beschreiben, um Sie zu sensibilisieren, sich und den Patienten noch genauer zu beobachten.

Dabei ist wichtig zu erkennen, dass unsere Wahrnehmung unsere Wahrnehmung verändert. Wenn wir einmal etwas erkannt haben, werden wir darauf besser achten, wenn es das nächste Mal auftritt.

Wenn Sie einen Patienten begrüßen, erkennen Sie an seinem Händedruck, wie zupackend er seine Aufgaben anfasst. Es gibt den lahmen, weichen, laschen, festen, harten, kurzen und nicht enden wollenden Händedruck und viele Variationen davon. Der kurze und kräftige Händedruck zeigt ein völlig anderes Charakterbild als die gummiweiche und wabbelige Hand, die aus Ihrer Hand gleitet, ohne dass Sie etwas zu fassen bekommen.

Als Mediziner wissen Sie, dass unser Vegetativum bei Angst „kalte Füße“ macht und durch die verminderte Akrendurchblutung auch die Hände kalt und meist kaltschweißig werden.

Der Gang des Menschen zeigt uns nicht nur pathologische Krankheitsbilder, wie wir sie in der Inneren Medizin und besonders in der Neurologie gelernt haben sondern auch, wie der Mensch seinen Lebensweg geht: Raumgreifend, zaghaft, vorsichtig, forsch, zielsicher oder zögernd, in kleinen oder großen Schritten. Sein Auftreten wird zum Symbol, denn da gibt es „Leisetreter“ und „Polterer“ und viele Variationen dazwischen.

Die Augen des Patienten verraten nicht nur einen Sympathikotonus oder Parasympathiko-tonus an der Größe der Pupillen, sondern die Weite der Lidspalte und die Wachheit des Blicks sagen viel aus über die Aufmerksamkeit, Panik oder Ruhe.

Die Bewegungen der Extremitäten und des Körpers sind beobachtenswert und gehören zu den Kriterien, die über die Lebhaftigkeit und Ausdrucksstärke Auskunft geben. Die Körperhaltungen zeigen, wie wir uns dem Partner gegenüber verhalten. Wenn Sie dem Patienten mit verschränkten Armen gegenüber sitzen, das eine Bein wie eine Barriere über das andere legen und dann sich sagen hören: „Ich höre ihnen gerne zu“, haben Sie eine widersprüchliche Botschaft abgeschickt. Das heißt, Ihre Körpersprache widerspricht Ihrer verbalen Aussage.

Das gilt auch, wenn Sie den Patienten auffordern zu reden und dabei auf die Armbanduhr schauen. Das verwirrt den Patienten. Stellen Sie sich lieber eine kleine Uhr so auf den Schreibtisch, dass sie darauf schauen können, ohne dass der Patient merkt, dass Sie auf die Uhr schauen.

Wenn Sie auf dem Sessel nach vorn rutschen und ungeduldig die Lehne vorne anfassen, sind Sie auf dem „Absprung“ und signalisieren dem Patienten oder Pharmareferenten, dass er jetzt aufhören sollte, weiter zu erzählen. Wenn Sie sich hingegen nach hinten lehnen, locker die Beine übereinander schlagen und Ihre Arme offen liegen lassen, zeigen Sie Offenheit und Empfangsbereitschaft.

Diesen Artikel habe ich in dem Buch Ich verstehe Sie! Kommunikation in Praxis, Klinik und Pflege veröffentlicht.

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Die gute Kommunikation der Vorgesetzten mit den Mitarbeitern

Diese Kommunikation ist genauso wichtig wie die Kommunikation mit den Patienten. Wenn diese „Schiene“ nicht stimmt, entgleist der Zug der Praxis oder Klinik irgendwann, weil die Helferinnen, Schwestern oder Pfleger  mehr Weichen stellen als Sie vielleicht ahnen.

Deshalb ist es unerlässlich, die Helferinnen, Sekretärinnen, Therapeuten, Schwestern und Pfleger optimal zu führen und zu motivieren. Bitte beachten Sie: ich habe nicht gesagt „maximal“.

Die Arzthelferin oder Schwester ist auch einer erheblichen Dauerbelastung ausgesetzt, die Sie in Ihrem Sprechzimmer meist gar nicht mitbekommen. Und die Schwestern und Pfleger haben viel mehr Kontakt mit den Patienten und Belastung durch sie als der Praxischef oder der Stationsarzt,  weil sie viel länger am Tag mit den Patienten zusammen sind. Um dieser herausfordernden Aufgabe gewachsen zu sein, braucht sie eine gute Stimmung, eine solide Ausbildung, freundliche Kolleginnen und einen Chef, der sie unterstützt.

Untersuchungen haben ergeben, dass der Erfolg einer Praxis zu einem Drittel den Arzthelferinnen, zu einem Drittel dem Arzt und zu einem Drittel den Räumlichkeiten und der Ausstattung zu verdanken ist. Wenn Sie Ihren eigenen Anteil an dem Praxiserfolg wesentlich höher eingestuft haben, sollten Sie mit sich in Klausur gehen und Ihre Selbsteinschätzung überprüfen.

Die gute oder schlechte Stimmung in der Praxis geht meistens vom Praxisinhaber aus. Das Personal passt sich an und lernt aus dem Vorbild. Besonders die kranken Menschen sind ausgesprochen empfindlich für „Missklänge“ in ihrem Umfeld und reagieren entsprechend sensibel. Das gilt für die gute und für die schlechte Stimmung!

Die Grundlagen der guten Kommunikation, die ich im allgemeinen Teil über Patienten beschrieben habe, gelten im Prinzip natürlich auch im Umgang mit Mitarbeiterinnen. Ich will hier nur noch einige spezielle Einzelheiten aufführen.

Was sollten Sie erreichen im Umgang mit Ihren Mitarbeitern?

Die Selbstsicherheit und das Selbstwertgefühl der Helferin sollten erhöht werden.

Die Mitarbeiter sollten ihre Erfolgserlebnisse haben.

Die Mitarbeiter sollten sich mit der Praxis oder Klinik identifizieren.

Die Mitarbeiter sollten sich in der Praxis oder Klinik menschlich und fachlich bestätigt fühlen.

Die Motivation zu weiterer und besserer Leistung ist ein wesentliches Ziel der Kommunikation.

Die Mitarbeiter sollten möglichst eigenverantwortlich handeln.

Alle diese Punkte laufen darauf hinaus, dass sich die Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen, qualitativ und quantitativ gut arbeiten und gerne in der Praxis bzw. in der Klinik bleiben. Damit bekommen Sie eine „Perle“, die Sie nicht hoch genug einschätzen können.

Typische Fehler im Umgang mit den Mitarbeitern

Dazu eine Vorbemerkung: Der folgende Text ist nicht ganz leicht zu lesen, wenn er Sie betreffen sollte. Denn dann macht er Sie betroffen. Ich schreibe ihn nicht, um Sie zu verletzen, zumal ich Sie nicht kenne. Ich habe im Laufe meiner 33 Jahre als Arzt so manche Kollegen kennen gelernt, auf die der Text sehr gut passt. Von Ihrem Verhalten und meinen eigenen Fehlern und Erfolgen stammen die Ideen, die ich niedergeschrieben habe. Und ich denke, ich sollte auch über die negativen Seiten unseres Standes sprechen. Es handelt sich dabei um menschliche Gesichtspunkte und nicht um medizinische. Leider bin ich mir fast sicher, dass gerade diese Kollegen den Text nicht lesen werden, weil sie sich sicher sind, alles richtig zu machen.

 

    Wenn der Arzt seine schlechte Laune an den Mitarbeitern auslässt, legt er eine Zeitbombe mit Streueffekt in die Praxis oder auf die Klinikstation.

Selbst wenn die Helferin oder Schwester die Ursache der schlechten Laune ist, sollten wir uns überlegen, dass es an uns allein liegt, ob und wie wir auf das Verhalten der Helferin mit schlechter Laune reagieren oder nicht. Wir können nämlich auch anders reagieren.

Wir müssen immer bedenken: Das Leben kann uns viel aufbürden, aber es kann uns nicht zwingen, wie wir darauf reagieren.

Ein kurzes klärendes Gespräch auf sachlicher Ebene ist bestimmt besser, als sich und anderen die Stimmung für den Tag zu verderben. Wenn Sie Ihre schlechte Laune an den Mitarbeitern auslassen, bekommen Sie das wieder zurück, weil die Mitarbeiter schlechter weil unkonzentrierter arbeiten wird und damit die Patienten nicht so gut versorgt, wie sie es könnte, wenn sie gut motiviert und bei der Sache wäre.

Angst der Mitarbeiter vor der demotivierenden Kritik des Chefs ist immer eine echte Gefahr für den Praxisfriede und den Krankenstand des Personals und für die Gesundheit des Chefs. Angst lähmt und macht unfrei! Wer Angst hat, kann nicht mehr konkret und konstruktiv denken und handeln. Wenn Sie Ihren Mitarbeitern Angst einflößen, verschlechtern Sie nicht nur die Stimmung in der Praxis oder Klinik, sondern auch das allgemeine Leistungsniveau, weil ein angstvoller Mitarbeiter seine negative Stimmung genauso ausstrahlt wie ein zufriedener und in sich ruhender seine positive.

Wenn Sie Angst auslösen, sollten Sie sich fragen, wie Sie mit Ihrer eigenen Angst umgehen! Auch Ihre Mitarbeiter sind ein Spiegel für Sie! Es liegt an Ihnen, ob Sie gerne in diesen Spiegel schauen oder ob Sie ihn ablehnen und bekämpfen müssen, weil das Bild so unangenehm ist, das Sie zu sehen bekommen.

    Wenn der Arzt „Negativpunkte“ für eine Helferin oder eine Schwester sammelt, stört er den Praxisbetrieb.

Alle merken nämlich, dass diese Mitarbeiterin auf der Abschussliste steht. Auch die Patienten, die ein bisschen wach beobachten, sehen und spüren, dass Sie einiges tun, um die Stimmung in der Praxis zu verschlechtern. Das kann nur Nachteile für den Chef bringen.

    Wenn eine Mitarbeiterin merkt, dass der Chef sie bei einem Angriff eines Patienten „im Regen stehen lässt“ oder gar vor Patienten zurechtweist und abkanzelt, fühlt sie sich verraten.

Ich erinnere mich an eine Oberärztin, die mir gesagt hat, ich solle einen unserer Patienten disziplinarisch entlassen, wenn er noch einmal am Wochenende alkoholisiert von der Beurlaubung in die Klinik zurückkomme. Als der Patient am nächsten Sonntag tatsächlich wieder alkoholisiert kam, erklärte ich bei der Chefvisite am Montagmorgen, dass ich den Patienten wie besprochen entlassen wolle. Als der Chef sich dagegen aussprach, sagte die daneben stehende Oberärztin – nichts! Auch als ich ausdrücklich auf ihre Anordnung hinwies, ließ sie mich ohne Kommentar im Regen stehen, und der Chef lud seinen Ärger über die geplante Entlassung bei mir ab. Als ich der Oberärztin danach unter vier Augen mein Missfallen aussprach und ihr sagte, wie schlecht ich ihr Verhalten gefunden habe, meinte sie lakonisch: „Ich kann doch dem Chef nicht widersprechen!“ – Ich entgegnete: „Sie widersprechen ihm doch sonst auch. Und Sie könnten wenigstens zu Ihren Anordnungen stehen!“

Wenn Sie glauben, dass ein Mitarbeiter einen Fehler gemacht hat, versprechen Sie dem Patienten, das abzuklären. Weisen Sie die Mitarbeiter nie vor dem Patienten zurecht! Das ist unhöflich, taktisch unklug und spricht für einen sehr schlechten persönlichen Stil. Denn dann verliert die Mitarbeiterin ihr Gesicht vor dem Patienten und damit ihre Motivation. Was Sie vielleicht nicht sofort bemerken: Sie verlieren den Respekt des Patienten und der Mitarbeiter.

Und ob Sie es wollen oder nicht: Der Stationsarzt und der Chef sind auf Respekt und Hilfe angewiesen, denn die Mitarbeiter zeigen in Ihrem täglichen Verhalten sehr deutlich nonverbal und oft auch klar ausgesprochen, was sie von ihren Vorgesetzten halten. Die Patienten und deren Angehörige glauben diese Aussagen, weil sie davon ausgehen, dass niemand den Arzt so gut kennt wie seine nächsten Mitarbeiter. Und wollen Sie eine solche hoch wirksame Negativwerbung riskieren?

Außerdem wird sich der Patient sehr wahrscheinlich gefühlsmäßig mit der Angegriffenen identifizieren, weil die meisten Patienten auch Angestellte sind und sich sehr gut vorstellen können, wie es dieser Mitarbeiterin geht, wenn Sie von Ihnen ins Sperrfeuer genommen wird. Wahrscheinlich retten Sie nur die Scheu und das Taktgefühl des Patienten, der solch eine Konfrontation miterlebt, vor einer Zurechtweisung durch den Patienten.

Die Mitarbeiterin hat dann mittelfristig kaum eine andere Wahl, als den Arbeitsplatz zu wechseln, wenn sie sich nicht systematisch unterdrücken lassen will. Glauben Sie mir: Wenn der Patient in der Praxis oder Klinik sich nicht zu reden getraut, wird er es „draußen“ nachholen und überall erzählen, wie Sie mit Ihrem Personal umspringen. Wollen Sie, dass das bekannt wird?

Besprechen Sie die Angelegenheit unter vier Augen mit der Mitarbeiterin, und lassen Sie sich unbedingt vor Ihrer Kritik die ganze Sache aus ihrer Sicht erklären. Selbst wenn dann Aussage gegen Aussage steht, weiß die Helferin, dass Sie informiert sind. Wenn sie wirklich einen Fehler gemacht hat, wird sie in Zukunft vorsichtiger sein.

Noch einmal: Bitte erinnern Sie sich daran, wie es Ihnen ging, als Sie von einem Chef oder Oberarzt vor anderen Kollegen oder Patienten angegriffen wurden. Wollen Sie diese Gefühle wirklich in Ihren Angestellten wachrufen? Glauben Sie allen Ernstes, das könnte Ihnen und Ihrem Ansehen nützen?

 

    Wenn Sie Probleme beim Personal nicht wahrnehmen wollen, betrügen Sie sich selbst.

Sie werden sich wundern, wie die angesammelte Energie sich in einem Riesenknall entladen wird. Diesen werden Sie dann wahrscheinlich als unverhältnismäßig groß ansehen, weil Sie die Vorwarnungen verdrängt haben.

Es wäre also sicherlich sinnvoller, wenn Sie in einer Praxis- oder Stationsbesprechung oder je nach Lage der Dinge in einer Unterredung unter vier Augen das Problem klären und lösen. Dann ist die Luft wieder rein, und als Musikliebhaber können Sie gutgelaunt Beethovens Pastorale auflegen und nach dem „Gewitter“ das „Erwachen heiterer Gefühle auf dem Lande“ genießen.

    Kritik über Dritte zu vermitteln ist immer falsch.

Dadurch erwecken Sie den Eindruck, dass Sie sich nicht getrauen, ein direktes Gespräch zu führen. Außerdem sind hier dem Missverständnis Tür und Tor geöffnet. Denn woher wollen Sie wissen, dass Ihre Nachricht genauso weitergegeben wird, wie Sie das meinen? Es ist ja schon schwierig, eine Nachricht so weiterzugeben, wie Sie es selbst denken. Wenn dann dieser Dritte als Vermittler bewusst oder unbewusst seine eigene Interessen mit einbringt in diese Kritik, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn es kräftig kracht im Praxis- oder Stationsgebälk. Dann fallen letztlich die Balken auf den Rücken der Patienten.

Haben Sie die Reihenfolge bemerkt? Wenn der Patient Ihnen Druck macht und Sie mit diesem Druck nicht professionell umgehen können, geben Sie den Druck an die Helferin, die Sekretärin oder die Schwester weiter. Wenn diese ihn nicht aushalten und verarbeiten kann, gibt sie ihn sehr wahrscheinlich an den Patienten weiter und zwar so, dass Sie es erst merken, wenn der Krankenschein im nächsten Quartal fehlt.

    Wenn Sie Kritik üben und keine Antwort dulden, zeigen Sie Ihre Unsicherheit und menschliche Schwäche.

Damit ruinieren Sie Ihren Ruf als kooperativer Partner und als führungsstarker Chef erst recht. Sie müssen davon ausgehen, dass Ihre Mitarbeiter auch eine Ausbildung haben, mitdenken, guten Willen haben und als normale Menschen und Arbeitspartner behandelt werden wollen und nicht als Untertanen ohne Mitspracherecht. Oder, um es auf den Punkt zu formulieren: Wenn Sie die Mitarbeiter unter Druck halten, machen Sie sich selbst zum Unterdrücker. Wollen Sie, dass das bekannt wird?

    Pauschale Kritik ohne klaren Sachverhalt stört die Stimmung anhaltend und schafft mehr Probleme als sie löst.

Also sagen Sie klar, was nicht in Ordnung ist, und legen Sie genau so eindeutig fest, wie Sie es haben wollen. Wenn Sie nur erklären, was Sie nicht wollen, können Sie nicht erwarten, dass die Mitarbeiter wissen, was Sie wollen. Wenn Sie eine klare Anweisung geben, müssen Sie sich selbst auch daran halten und nicht morgen das Gegenteil behaupten. Sonst sind sich alle einig, dass Sie nicht wissen, was Sie wollen.

    Wenn Sie eine persönliche Abneigung gegen eine Mitarbeiterin zeigen, ist dieses Missverhältnis kaum wieder gut zu machen.

Hier helfen nur eine Aussprache (kein Monolog!) und eine definitive Abklärung, ob das Vertrauensverhältnis in einem erträglichen Maß wieder hergestellt werden kann oder nicht. Wenn Sie sich nicht einigen können, geben Sie sich und der Helferin eine Chance zu einer friedlichen Trennung. Und schreiben Sie ihr ein faires Zeugnis. Es gibt keine Helferin, die nur schlecht ist. Beachten Sie die Regeln für Formulierungen. Sie dürfen nichts Negatives schreiben. Deshalb sind die Töne „zwischen den Zeilen“ so wichtig. Je besser die scheidende Mitarbeiterin ist, umso ausführlicher und detaillierter sollten Sie formulieren. Ein sorgfältig verfasstes Zeugnis ist das letzte große Lob und Dankeschön, das Sie mitgeben können.

    Wenn Sie zu vernünftiger Selbstkritik nicht fähig sind, wird es ernst in Ihrem Leben.

Es ist schlimm, wenn immer nur die Anderen feststellen, dass Sie keine Selbstkritik üben können. Das kompliziert die Situation erheblich, weil Ihnen die Einsicht fehlt, zumindest im akuten Moment.

Ein einmaliger Ausrutscher mit einem kräftigen Danebenbenehmen kann vorkommen und sollte durch ein Eingeständnis des Fehlers und eine anhaltende Verbesserung Ihres Verhaltens überwunden werden können. Dazu ist ein gutes Gespräch nötig, und es wird wahrscheinlich eine ganze Weile dauern, bis die gute Praxisstimmung und das ramponierte Verhältnis zu den Mitarbeitern wieder hergestellt sind, wenn es überhaupt möglich ist.

Wenn Sie allerdings tatsächlich sich selbst nicht in Frage stellen können und nicht an sich und Ihren Gewohnheiten arbeiten wollen, werden Sie eine harte Zeit vor sich haben und oft die Mitarbeiterinnen, Lebenspartner und Freunde wechseln müssen, weil niemand bei Ihnen bleiben will.

    Schriftliche und mündliche Herabsetzung der Helferin vergiften das Betriebsklima.

Wenn Sie zum Beispiel in der Praxis Ihre Tagesliste lesen und korrigieren, sollten Sie sachliche Kommentare abgeben, wenn Sie überhaupt etwas dazu bemerken wollen. Abfällige Bemerkungen sind überflüssig und stören die Stimmung erheblich, denn Sie machen auch Fehler beim Eintragen von Diagnosen und Ziffern und sich hoffentlich froh, wenn ihre Mitarbeiter dies bemerken und korrigieren. Selbst wenn Sie ärgerlich sind, am Ende der Sprechstunde noch die Fehler anschauen zu müssen, liest vielleicht die Helferin, die mit der Korrektur der Daten im Computer beauftragt wird, die Liste erst am nächsten Morgen, wenn sie gut gelaunt zur Arbeit kommt. Wenn sie dann gleich schriftlich „eins übergebraten bekommt“, ist das sicherlich nicht förderlich für ihre Motivation. Besonders dann nicht, wenn auch noch Fehler von Ihnen selbst enthalten sind.

Vorschläge für eine gute Kommunikation mit den Mitarbeitern

    Machen Sie regelmäßig Teambesprechungen.

Das kann monatlich oder vierteljährlich einmal sein. Jede Praxis und jede Station haben hier einen eigenen Rhythmus, und das hängt auch davon ab, wie viele Mitarbeiter Sie an einem Termin zusammenbringen müssen. Nach Möglichkeit sollte diese Besprechung während der Arbeitszeit stattfinden und lieber häufiger und kürzer sein als eine Mammutsitzung jedes halbe Jahr. Wenn Sie etwas Gutes tun wollen, laden Sie die Mitarbeiter abends oder am freien Nachmittag in ein Lokal im Nebenraum zum Essen ein, und bearbeiten Sie vor dem Essen die Tagesordnung.

Diese Tagesordnung sollte allen Beteiligten ein paar Tage vor der Besprechung bekannt sein, damit sich alle darauf vorbereiten können. Sie wollen auch nicht überrascht werden von einem Vorschlag der Mitarbeiter, zu dem Sie plötzlich Stellung nehmen müssen. Wenn Ihnen so etwas passiert, sollten Sie von der Möglichkeit Gebrauch machen, die Antwort zu verschieben, bis Sie darüber nachgedacht haben. Sonst lassen Sie sich vielleicht zu Zugeständnissen hinreißen, die Sie hinterher bereuen. Die Angestellten hatten auch Zeit, über ihren Vorschlag nachzudenken, bevor sie ihn unterbreitet haben.

Wenn bei dieser Besprechung Entschlüsse gefasst werden, können Sie diese schriftlich festhalten lassen und in ein Protokollheft ablegen, das für alle Teammitglieder in der Praxis leicht zugänglich ist.

Solche Teambesprechungen sind eine hervorragende Möglichkeit, Unklarheiten ausräumen und mit gemeinsamer Arbeit für ausgeglichene Stimmung und ein angenehmes Zusammengehörigkeitsgefühl zu sorgen.

Die Mitarbeiter sollten ermuntert werden, Ihre eigenen Vorschläge und Meinungen in einer solchen Besprechung einzubringen.

Kleinigkeiten, die rasch geklärt werden können, lassen sich bei einer Tasse Kaffee zwischendurch im Personalraum bereden.

Ihre Mitarbeiter sollten das Gefühl haben, dass sie leicht an Sie herankommen, um Fragen zu stellen und eine eigene Meinung zu äußern. Je einfacher das ist, umso besser können Sie die Kooperation dieser Mitarbeiter nützen.

    Sorgen Sie für eine optimale Arbeitsplatzgestaltung.

Überlegen Sie, wie viel Zeit Ihres Lebens Sie in der Praxis und in der Wohnung verbringen. Und wie unterscheiden sich Einrichtung und Gemütlichkeit in Praxis und Wohnung? Warum machen Sie es in der Praxis oder auf Station weniger schön, weniger wohnlich? Ich meine nicht die wertvollen Teppiche und kostbaren Bilder. Ich rede von der Lebensqualität, die Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Ihre Patienten in diesen Räumen empfinden. Hier lässt sich die Zweckmäßigkeit sehr wohl mit gutem Geschmack und einem bezahlbaren Preis verbinden.

Für den Personalraum sollten Sie den Mitarbeiterinnen Gestaltungsmöglichkeiten einräumen. Sie selbst möchten auch gerne bestimmen, wie Ihr Sprechzimmer eingerichtet ist.

So wie Sie sich in schönen Räumen wohler fühlen, arbeiten auch Ihre Mitarbeiterinnen besser, gelöster und freudiger, wenn es schön ist am Arbeitsplatz. Bei einem Besuch bei der Firma MADAUS habe ich von einem der Firmenchefs gehört, dass sich die Firmenleitung dazu entschlossen hat, jedem Mitarbeiter vom Arbeitsplatz aus einen Blick aufs Grüne zu ermöglichen. Deshalb wurden im gesamten Gelände Grünanlagen gepflanzt, die wunderbar gepflegt werden.

Selbst wenn Sie das von Ihrer Praxis aus nicht gewährleisten können, bieten Sie doch ein paar schöne lebende Blumen und Gewächse an. Eine der Mitarbeiterinnen wird sicherlich gerne von sich aus bereit sein, die Pflanzen zu pflegen, wenn Sie Ihr die Aufgabe und die Verantwortung dafür übertragen. Wenn Sie solch eine Aufgabe auch noch auf die Personaltafel schreiben, damit die Patienten wissen, wen sie für die schönen Pflanzen loben können, wird es allen Beteiligten gut gehen dabei.

Auch in Bezug auf Lärm, Luftqualität, Licht und Arbeitsmittel sollten Sie darauf achten, dass die Mitarbeiter nicht schlechter dran sind als Sie selbst. Denken Sie zum Beispiel an den Lärmpegel an der Anmeldung, und schalten Sie Tür- und Telefonklingel leise. Dauerlärm macht aggressiv, und das kann keiner lange ertragen.

Warum haben die Mitarbeiter einen ergonomisch schlechteren Stuhl als Sie? Bitte kommen Sie jetzt nicht mit dem Preisargument! Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass ein guter Stuhl die Krankheitsrate senkt und die Arbeitsfreude steigert. Da kommt das Geld wieder herein!

Jeder gute Praxis- und Klinikplaner wird auf möglichst viel Tageslicht an der Anmeldung achten und versuchen, diese Bedingung mit allen Mitteln durchzusetzen.

    Die Mitarbeiter sollten durch die Qualität Ihrer Arbeit einen Einfluss auf ihr Gehalt haben.

Vereinbaren Sie klare Richtlinien, nach denen die Angestellten wissen, was sie tun müssen, um mehr zu verdienen. Halten Sie diese Abmachungen ein. Wenn Sie in Finanzprobleme kommen und Schwierigkeiten sehen, diese Gehaltserhöhungen zu bezahlen, reden Sie offen mit Ihren Mitarbeitern, erklären Sie die Situation und bitten Sie um Verständnis, eine Gehaltserhöhung auszusetzen oder zu vermindern. Dann werden sich die Mitarbeiter mit großer Wahrscheinlichkeit anstrengen, die Lage zu verbessern, und sie werden zu Ihnen halten. Benützen Sie keine Ausflüchte, sonst verlieren Sie Ihre Glaubwürdigkeit, und dann können Sie nicht mehr mit Solidarität rechnen.

    Bieten Sie eine möglichst abwechslungsreiche Tätigkeit an.

Natürlich hängt die Art der Arbeit von Ihrem Fachgebiet ab und ist mehr oder weniger abwechslungsreich. Trotzdem können Sie die Aufgabenverteilung langweilig oder interessant gestalten. Unterschätzen Sie nicht die Möglichkeiten und das Interesse einer gut motivierten Arzthelferin oder Krankenschwester, neues dazuzulernen und sich dafür einzusetzen. Zeigen Sie den Mitarbeiterinnen typische Befunde, und geben Sie ein paar Erklärungen ab. Das können Sie bei den meisten Erkrankungen ruhig in Anwesenheit des Patienten tun, dann müssen Sie es nicht zweimal besprechen. Außerdem hat der Patient das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Das ist auch eine Form von Krankheitsgewinn.

Ich habe mir angewöhnt, meinen Mitarbeiterinnen typische Krankheitsbilder einmal richtig ausführlich am Patienten zu zeigen und Fragen bei einer Tasse Kaffee zu besprechen. Das kostet nur einmal zusätzliche Zeit, erspart in Zukunft viele Fragen und Antworten und bringt die Mitarbeiter in die Lage, kooperativ sein zu können. Das brachte mich in die unschätzbare Lage, dass meine beiden Damen, die neun und zehn Jahre lang mit mir in der Praxis zusammengearbeitet haben, gut informiert und motiviert waren. Können Sie sich vorstellen, wie viel Freude es macht, mit solchen Arzthelferinnen zu arbeiten? Dafür bin ich von einigen Kollegen beneidet worden.

    Delegieren Sie mit der Arbeit auch gleich die Verantwortung!

Grenzen Sie die Arbeitsgebiete klar ab. Machen Sie schriftlich eine ergebnisbezogene Stellenbeschreibung. Das bedeutet, dass Sie schriftlich, festlegen, welches Ziel die Mitarbeiter in einzelnen Teilgebieten erreichen müssen. Diese Ziele müssen klar sein und regelmäßig nach objektiven (!) Kriterien überprüft werden. Danach kann sich auch eine Gehaltserhöhung richten.

Wenn Sie nur die Arbeit verteilen und selbst das Lob einstecken oder das Lob vorenthalten, gilt der

Grundsatz:    Vorenthaltenes Lob ist vorenthaltener Lohn.

Bezahlen Sie entsprechend der Leistung, die ein Mitarbeiter erbringt, und nicht entsprechend seiner Ausbildung. Wenn er eine „geringere“ Ausbildung hat als dem Arbeitspensum entspricht, fühlt er sich zurecht unterbezahlt. Wenn die Ausbildung höher qualifiziert ist als es die Arbeit erfordert, hat die Angestellte den falschen Posten und wird sich unterfordert und gelangweilt fühlen. Gute Mitarbeiter sollten Sie übertariflich bezahlen, damit sie gut motiviert Ihrer Praxis oder Klinik erhalten bleiben. Wenn Sie untertariflich zahlen und nicht loben, signalisieren Sie, dass Sie den Wert Ihrer Mitarbeiter nicht erkannt haben und nicht würdigen. Was würden Sie an der Stelle des Mitarbeiters tun?

    Informieren Sie die Mitarbeiter optimal über die Tätigkeiten, die Sie von ihnen erwarten.

Geben Sie ihnen gute Schulungsmöglichkeiten für alle Fachgebiete und Geräte, mit denen sie umgehen müssen. Dazu gehören besonders die Kommunikation und der Computer. Wenn die Mitarbeiter nicht hervorragend am Computer geschult werden, machen sie viele Fehler und verlieren die Freude. Sie sparen viel Geld dadurch, dass Ihre Mitarbeiter weniger Zeit aufwenden müssen. Die Kosten für eine intensive Schulung sind also gut angelegtes Geld und bedeuten für Sie nicht nur weniger Aufregungen, sondern vor allem Sicherheit. Sie haben doch für Ihre Arbeit auch eine gute Ausbildung beansprucht, oder nicht?

Mitarbeiter, die unselbständig gehalten werden, können nur demotiviert weiter im Trott bleiben oder aus Frust gehen, um an einem anderen Arbeitsplatz selbständig zu arbeiten. Mitarbeiter, die unselbständig arbeiten, sind eine Belastung für das ganze Arbeitsumfeld.

Ein Chef, der nicht lobt und nur kritisiert, beweist seine eigene Unzu-frieden-heit mit sich selbst. Dann kann kein Frieden in der Praxis einkehren. Darüber habe ich schon im Kapitel „Kritik“ gesprochen.

 Regeln für das richtige Lob

    Sitzen oder stehen Sie mit der Helferin auf gleicher Höhe, und vermeiden Sie Barrieren zwischen Ihnen beiden.

Ich sage das, weil viele Ärzte immer noch den dicken Schreibtisch zwischen dem Patienten und dem Arzt stehen haben. Manche Ärzte bauen noch zusätzlich eine Mauer aus Büchern auf dem Schreibtisch auf.

    Loben Sie möglichst bald.

Zeigen Sie, dass es für Sie wichtig ist, diese Anerkennung sofort nach dem Anlass auszusprechen. Sofort zu loben ist viel wichtiger als sofort zu kritisieren. Kritik kann warten, dann wird sie überlegter und sachlicher.

    Sprechen Sie ein Lob immer persönlich aus.

Es wirkt dann viel nachhaltiger und eindrucksvoller als über Dritte.

    Loben Sie immer mit einer Begründung:

„Frau Maier, es hat mir gut gefallen, wie taktvoll Sie sich bei Frau Müller verhalten haben.“

Das ist wirkungsvoller als ein pauschales Lob:

„Heute waren Sie gut.“

    Loben Sie ohne kritische Untertöne.

Denn dadurch entwerten Sie Ihr eigenes Lob.

    Besprechen Sie mit Ihrem Steuerberater Möglichkeiten, wie Sie Ihrer Mitarbeiterin steuerlich günstige Prämien geben können.

Denken Sie zum Beispiel an Versicherungen, günstige Darlehen und Zuschüsse zum Gehalt, die Sie als Praxiskosten absetzen können. Ein auf Ärzte spezialisierter Steuerberater hat da viele Ideen!

  • Nur ein gut motivierter Mitarbeiter wird auf Dauer ein guter und zufriedener Mitarbeiter sein. Nur zufriedene Mitarbeiter werden auf die Dauer zum Erfolg des Unternehmens beitragen.

 

Diesen Artikel habe ich in dem Buch Ich verstehe Sie! Kommunikation in Praxis, Klinik und Pflege veröffentlicht.

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